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Text: Oliver Schönfeld
Fotos: Hellmann Worldwide Logistics, AdobeStock – kamonrat, Norman Posselt – BMBF, Hochschule Osnabrück
Der digitale Wandel ist viel mehr als ein Technologie-Hype. Er stellt nahezu alles auf den Prüfstand – seit Jahrzehnten bewährte Geschäftsmodelle ebenso wie das gesellschaftliche Miteinander. Wie viel soziale Marktwirtschaft erlaubt eine digitalisierte Logistik noch, welche Chancen hat Europa im Kampf der Wirtschaftssysteme gegen USA und China? Und wie können Logistikunternehmen diese Umbrüche meistern?
Künstliche Intelligenz: Turbo für die digitalisierte Logistik
»Wir müssen in Europa unseren eigenen Weg finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unsere Werte zu erhalten.«
Dr. Herbert Zeisel, Leiter der Unterabteilung „Forschung für den Digitalen Wandel“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung

USA gegen China: Kampf der Wirtschaftssysteme
Themen wie Datenschutz und Sicherheit unserer Daten drohen in diesem Wirtschaftskrieg unter die Räder zu geraten – ebenso wie die Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft, warnt Dr. Zeisel: „Wir müssen in Europa unseren eigenen Weg finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unsere Werte zu erhalten.“ Ein Sieger im Kampf der Wirtschaftssysteme sei derzeit noch nicht erkennbar. Umso wichtiger sei es, den USA und China eine dritte Position entgegenzusetzen, so die Forderung des Experten: „Wir müssen eigene Standards im Umgang mit Daten setzen. Dazu sollten wir eine Allianz der Willigen aufbauen.“ Neben Europa rechnet der Ministerialdirigent insbesondere Japan, Kanada und auch die asiatische Wirtschaftsmetropole Singapur zu den möglichen Mitgliedern dieser Allianz. Wie realistisch sie ist, das werden erst die kommenden Jahre zeigen.

Digitalisierte Logistik: 4 Megatrends prägen die Veränderungen
Unabhängig von den politischen Weichenstellungen und der europäischen Werteorientierung vollzieht sich der Wandel der digitalisierten Logistik weiter. Und zwar in großen Schritten, wie auch Prof. Dr. Michael Schüller von der Hochschule Osnabrück beim Hellmann Innovation Day schilderte. „Die Logistik von morgen wird nachhaltiger, individueller, vernetzter und automatisierter“, so der Wissenschaftler in seinem Referat. Dabei stellte er insbesondere vier Megatrends heraus, die bereits heute altbewährte Geschäftsmodelle und Prozesse auf den Kopf stellen:
Blockchain
Robotics
Künstliche Intelligenz
Big Data
Im Bereich Robotics etwa sei bemerkenswert, dass gut zwei Drittel der heutigen Roboterapplikation aus logistischen Anwendungen hervorgegangen sind. „Big Data und Künstliche Intelligenz wiederum werden zusammen eine bessere, vorausschauende Planung in der digitalisierten Logistik ermöglichen“, so Prof. Schüller. Gleichzeitig ging er auf bedenkliche Entwicklungen ein, etwa wenn im Kampf der Wirtschaftssysteme Daten ohne jegliche Beschränkungen verwendet und ausgewertet würden. „Das größte Big-Data-Projekt der Welt läuft in China mit dem Ziel, anhand von Fotos und Überwachungskameras jede Person in kürzester Zeit identifizieren zu können“, beschrieb Schüller ein Szenario, das zumindest für europäische Ohren höchst befremdlich klingt.
»Die Logistik von morgen wird nachhaltiger, individueller, vernetzter und automatisierter.«
Prof. Dr. Michael Schüller, Hochschule Osnabrück
