Der Wandel bleibt

Lesezeit: ca. 3 Minuten
Text: Juliane Gringer
Fotos: BPW

Wie können Transport und Logistik angesichts der aktuellen Herausforderungen zukunftsfähig bleiben? Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar gab auf dem Wiehler Forum von BPW Bergische Achsen spannende Impulse und zeigte auf, wie Unternehmen auf die wichtigsten Einflussgrößen reagieren sollten.

Pandemie, steigende Rohstoffpreise und unsichere Energieversorgung: Gerade in den vergangenen Jahren wurden wir alle mit großen Herausforderungen konfrontiert, die vor allem auch Auswirkungen auf Transport und Logistik haben. Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar zog auf dem Wiehler Forum von BPW ein Zitat von Max Frisch heran, um den Umgang mit dem Wandel zu diskutieren: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Yogeshwar ist überzeugt: „Dieser Wandel wird bleiben. Ich persönlich gehe davon aus, dass sich die Veränderungsprozesse, die derzeit passieren, fortsetzen werden – auch in ihrer enormen Geschwindigkeit.“ Die für ihn wichtigsten Einflussgrößen: Der Wandel im Arbeitsmarkt, die rasante Entwicklung von Technologie und Globalisierung. Auf der Bühne in Wiehl verriet er zudem das für ihn wichtigste Erfolgsgeheimnis der deutschen Wirtschaft.

Neue Spielregeln auf dem Arbeitsmarkt

Die „Generation Z“, die unter 25-Jährigen, ändern die Spielregeln des Arbeitsmarktes, indem sie sich flexible Arbeitszeiten wünschen. Weiterhin werden auch nach der Corona-Pandemie viele Büroplätze nicht mehr täglich genutzt. „Das ist wahrscheinlich eine der größten Revolutionen auf dem Arbeitsmarkt und sie hat viele Konsequenzen“, sagt Ranga Yogeshwar. „Sie stellt unter anderem die Frage, wie eng Menschen an die Unternehmen gebunden sind.“ Er geht davon aus, dass in 20 Jahren seine Enkelinnen und Enkel bei der Auswahl eines Arbeitgebers vorrangig nach den Erfahrungsberichten von deren Mitarbeitenden entscheiden werden. „Noch mehr als heute wird dann gelten, dass sich die Unternehmen um Nachwuchs bewerben, nicht andersherum.“ Um sich dafür gut aufzustellen, sei es umso wichtiger, eine gute Kultur in der eigenen Firma zu pflegen, Werte zu leben und authentisch und ehrlich zu sein – also Nachhaltigkeit beispielsweise nicht nur zu versprechen, sondern sie wirklich auch konsequent umzusetzen. Yogeshwar ist auch überzeugt, dass dann gerade gewachsene Unternehmen wie BPW als Familienunternehmen mit 125 Jahren Geschichte viele Vorteile haben. „Solch eine erfolgreiche Historie können nur wenige Unternehmen weltweit vorweisen.“ Und ein Standort im grünen Bergischen Land könne hochattraktiv sein gegenüber überfüllten, versmogten Metropolen wie dem chinesischen Shenzhen oder Shanghai.

»Noch mehr als heute wird dann gelten, dass sich die Unternehmen um Nachwuchs bewerben, nicht andersherum.«

Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist und Autor

Offen bleiben für technologische Entwicklungen

Die Speicherkapazität von Rechnern und damit auch deren Leistung ist in den vergangenen Jahrzehnten extrem gewachsen. Der gelernte Elementarteilchenphysiker Yogeshwar kann sich an Rechenzentren in den 1980er-Jahren erinnern, in denen ein 500-Megabyte-Speicher so groß wie eine Waschmaschine war. „Heute hat mein Smartphone 256 GB, ich trage also die 512-fache Kapazität in der Hosentasche.“ Die gewaltige Zunahme an Rechenpower sei die Grundlage für die Verbreitung von künstlicher Intelligenz.

Und sie kann immer besser neuronale Netze knüpfen, die nach dem Vorbild der Natur funktionieren: „Jede der rund 100 Milliarden Nervenzellen in unserem Gehirn ist mit etwa 10.000 anderen verbunden und kann entsprechend komplexe Signale verarbeiten“, so Yogeshwar. Mit der gewachsenen Leistungsfähigkeit von Computern können in digitalen neuronalen Netzwerken sehr viele Signale verarbeitet werden und es ist lernfähig. Zur Anwendung kommt das beispielsweise in der Medizin, wo Röntgenbilder durch künstliche Intelligenz gut ausgewertet werden können.

In der Logistik kann künstliche Intelligenz die Effizienz in den verschiedenen Prozessen der Lieferkette verbessern, deren Genauigkeit erhöhen und Kosten sparen. Ob die Nachverfolgung von Waren in Echtzeit, Routenoptimierung, Automatisierung im Lager, Predictive Maintenance oder Zollabfertigung: In vielen Bereichen wird KI zunehmend eingesetzt. So arbeitet auch iC Plus, die neue Trailer-Fahrwerksgeneration von BPW, erstmals mit künstlicher Intelligenz. In Kombination mit der Telematik-Plattform cargofleet 3 hilft es, Kosten- und Zeitdruck zu senken, und ermöglicht eine weitsichtige Instandhaltung der Flotte.
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Yogeshwar sieht beim Thema KI auch weiterhin großes Potenzial für die Branche: „Das wichtigste für Unternehmen ist deshalb, offen zu bleiben und die individuellen Möglichkeiten für sich auszuloten.“

In einer globalisierten Wirtschaft bestehen

Lange Zeit stand Deutschland in der Welt ganz klar für Qualität, Ingenieurskunst und Innovationen. „Heute stehen wir in einer Welt, in der Innovation auch in anderen Ländern stattfindet“, so Ranga Yogeshwar. Er verweist auf eine OECD-Studie, die prognostiziert, dass im Jahr 2030 37 Prozent aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Ingenieurinnen und Ingenieure aus China kommen werden, knapp 27 Prozent aus Indien – und nur 1,4 Prozent aus Deutschland. „In anderen Worten: Der Rest der Welt schläft nicht.“

»In anderen Worten: Der Rest der Welt schläft nicht.«

Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist und Autor

Yogeshwar schlussfolgert daraus, dass die deutsche Wirtschaft sich darauf besinnen müsse, was wirklich ihre Stärken sind. „Die Zahlen sind nicht der Untergang. Aber es heißt, dass wir eine klare Fokussierung haben und uns unserer Stärken wieder deutlicher bewusst werden müssen. Denn wir haben definitiv diese Stärken.“ Eine der wichtigsten sei, dass deutsche Ingenieurinnen und Ingenieure Komplexität besonders gut beherrschen können: „Wir können Komplexität und das in allen Details. Das können andere nicht.“
Click to rate this post!
[Total: 0 Average: 0]

Previous

Next

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Artikel

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert