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Text: Juliane Gringer
Fotos: Prof. Dr. Stefan Iskan / supplychainmachine.com, Shutterstock
„Die Transport- und Logistikbranche wird zum Prozesslieferanten für Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Stefan Iskan, Professor für Logistik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und Gründer von supplychainmachine.com. Im Interview erklärt er, warum die Mittelständler unter den Speditionen deshalb umso mehr auf ihre eigenen Stärken vertrauen können.
Wenn so mancher Start-up-Vertreter von heute in der Zukunft auf die Zeit jetzt zurückschaut, wird er sagen: ‚Ich habe Spielgeld meiner Investoren verbrannt. Ich habe es nicht geschafft, die Transport- und Logistikbranche zu zerstören. Aber meine Impulse haben dafür gesorgt, dass sich eine ganze Branche intensiver mit ihren eigenen Prozessen auseinandergesetzt und auf eine völlig neue Stufe der Automatisierung, Qualität und Wertschöpfungsleistung in Supply Chains katapultiert hat.‘ Die Art also, wie gerade so manches Plattform-basierte Start-up auftritt erinnert mich doch stark an die arroganten Aufschläge der US-amerikanischen Logistikdienstleister vor vielen Jahren hier in Europa. Sie haben auch gedacht, sie könnten mit ihrem US-Ansatz den europäischen „Oldschool“-Spediteuren mal so richtig zeigen, wo es jetzt langgeht. Bis sie schmerzhaft feststellen mussten, dass es in der EU allein mehr Sprachen gibt als Mitgliedsstaaten. Und heute? Heute sind bis auf wenige Ausnahmen die US-Logistiker eine Randerscheinung in Europa. Gerade im paneuropäischen Transportmarkt, den sie – genau wie so manches Start-up – doch eigentlich zerstören wollten.

»Keine andere Branche als unsere Zukunftsbranche Logistik kann über eine solch unglaubliche Transformationsleistung in Deutschland zurückblicken. Ich möchte unserem inhabergeführten Mittelstand Mut machen!«
Prof. Dr. Stefan Iskan, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und Gründer von supplychainmachine
»Inhabergeführte Mittelständler sind Macher – und darauf müssen wir uns wieder zurückbesinnen.«
Prof. Dr. Stefan Iskan, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Stefan Iskan hat die Professur für Logistik und Wirtschaftsinformatik, insbes. Automotive SCM und Digitalisierung, an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen inne. Zu seinen beruflichen Stationen zählen u.a. der Deutsche Bahn Konzern (DB Schenker, DB Cargo), wo er zuletzt als Direct Report an den Vorstand Landtransport der Schenker AG berichtete. Zudem ist er Gründer des Start-ups supplychainmachine.com. Er blickt auf 17 Jahre Erfahrung in der Logistik- und Automobilindustrie zurück. 2021 ist sein Buch „Zukunftsbranche Logistik: Zwischen digitaler Industrialisierung und analoger Herausforderung“ im Campus Verlag erschienen.