Grüne Logistik leben

Lesezeit ca. 3 Minuten
Text: Sabine Phillipp
Fotos: Meyer Logistik, Steffen Kugler

Bei Meyer Logistik ist man sehr interessiert an neuen Technologien, die Transporte für Mensch und Umwelt nachhaltiger gestalten. Vor allem alternative Antriebe, die eine grüne Logistik ermöglichen, haben es dem Familienunternehmen angetan. Der Spezialist für temperaturempfindliche Waren steht dazu im engen Austausch mit Lieferanten, Kunden und Hochschulen.

Der Transport von Kühlware ist ein heikles Geschäft: Ein paar Grad zu viel – und schon sind Hackfleisch und Eiscreme nicht mehr verkäuflich. Es war ein Großkunde aus dem Gastronomiebereich, der den entscheidenden Impuls für den Frischelogistiker Meyer Logistik aus dem hessischen Friedrichsdorf gab, Telematik in seine Kühltransporter zu integrieren. Bei der Suche nach Anbietern entsprechender Lösungen fiel die Wahl auf idem telematics. Bei dem Cloud-basierten System übermitteln Temperaturfühler in den Kühlkammern kontinuierlich den Kältegrad. Disponenten und Kunden sind damit stets über den Zustand ihrer Ware im Bilde, ebenso über den Standort des Fahrzeugs und den Lieferzeitpunkt, den das System ebenfalls in Echtzeit berechnet.

Kundenanforderungen gaben auch den Ausschlag für die Entwicklung eines Multi-Temp-Systems, das bei Meyer Logistik in Kooperation mit dem Straubinger Aufbau- und Trailerhersteller Rohr entstand. Heute sind Multitemperatur-Aufbauten in der Branche Standard: Mit ihnen lassen sich Tiefgekühltes, Trockenkonserven und Kühlware wie Fisch gemeinsam in einer Tour fahren. Die modular kombinierbaren Kammern lassen sich unterschiedlich kühlen, wobei Temperaturspannen zwischen von -24 bis +25 Grad möglich sind. „Es ist unser Ziel, mit möglichst wenig Fuhren möglichst viel Waren zu transportieren und damit Emissionen einzusparen“, erklärt Geschäftsführer Matthias Strehl. Der gelernte Speditionskaufmann diskutiert regelmäßig mit Lieferanten über neue Ideen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf alternativen Antriebskonzepten: „Wir können uns gut vorstellen, dass eines Tages die gesamte Meyer-Flotte mit umweltfreundlichen Antrieben ausgestattet sein wird“, kommentiert Strehl und ergänzt: „Voraussetzung dafür ist ein wirtschaftlicher Betrieb.“

»Es ist unser Ziel, mit möglichst wenig Fuhren möglichst viel Waren zu transportieren und damit Emissionen einzusparen.«

Matthias Strehl, Geschäftsführer Meyer-Logistik

»Es ist unser Ziel, mit möglichst wenig Fuhren möglichst viel Waren zu transportieren und damit Emissionen einzusparen.«

Matthias Strehl, Geschäftsführer Meyer Logistik

Durch den Einsatz von LNG-Lkw leistet Meyer Logistik einen wichtigen Beitrag, LNG als alternativen Kraftstoff voranzubringen.

Pionier im Bereich alternativer Antriebe

Im Bereich der Antriebskonzepte hat das Familienunternehmen schon mehrfach Pionierarbeit geleistet. Bereits seit 2009 setzt Meyer Logistik Fahrzeuge mit CNG-Antrieb ein. Außerdem gehören mittlerweile 20 LNG-Lkw zum Fuhrpark. Seit Ende 2014 zwei auf konventionelle Weise umgebaute Elektro-Lkw der 18-Tonnen-Klasse für die Kunden Rewe und Lidl im Berliner Raum unterwegs – damals waren sie die ersten Fahrzeuge ihrer Art in Deutschland. Sie arbeiten mit Rekuperation und haben eine Reichweite von 250 Kilometern, stoßen keine Schadstoffe aus und sind leise. Auch ein Fahrzeug, das mit eTransport, der elektrisch angetriebenen Achse von BPW, ausgestattet ist, ist für Meyer Logistik sehr interessant: Die Unternehmen tauschen sich dazu regelmäßig über die weitere Entwicklung aus.

Aber wie wirtschaftlich sind die E-Lkw in der Praxis? Wo liegen ihre Stärken – und gibt es Schwächen? Das interessiert auch Wissenschaftler. Meyer Logistik beteiligte sich am Forschungsprojekt „Elektromobilität von schweren E-Lkw“ (EMOLSE 2020) der Hochschule Fulda, das vom Hessischen Wirtschaftsministerium gefördert wurde. Ende 2018 ist das Projekt ausgelaufen. Die Ergebnisse werden unter anderem in die Entwicklung eines elektrisch betriebenen 26-Tonnen-Lkw einfließen. Eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung hat der Frischelogistiker allerdings nicht. Innovationen treibt das Friedrichsdorfer Unternehmen Hand in Hand mit Herstellern, Lieferanten und auch Hochschulforschern voran. Inzwischen bekommt das Unternehmen mehrmals pro Woche Anfragen von Hochschulen und Instituten, die an einer Zusammenarbeit oder an den Ergebnissen abgeschlossener Projekte interessiert sind. Aktuell beteiligt sich Meyer Logistik beispielsweise an „ELISA“, einem bundesweiten Pilotprojekt für Oberleitungs-Lkw.

Großes Potenzial von Hybrid

Ein weiteres wichtiges Thema für Meyer Logistik sind Hybrid-Lkw: Die hat das Traditionsunternehmen schon seit 2011 im Einsatz. Im Frühsommer 2017 wurden zwei neue Scania P320 Hybrid mit vollelektrischer Kühlung ausgeliefert. Damit ist das Unternehmen angesichts drohender Durchfahrbeschränkungen für Dieselfahrzeuge gut gerüstet. Denn wenn die Lebensmittelmärkte in der Innenstadt und in der Fußgängerzone angesteuert werden, schalten die Fahrzeuge einfach auf den elektrischen Betrieb um. „Wir können die Nutzung fossiler Brennstoffe natürlich nicht komplett vermeiden. Wir versuchen jedoch, den Verbrauch so niedrig wie möglich zu halten, um die Schadstoffbelastung gerade in den Innenstädten so weit wie möglich zu verringern“, erklärt Geschäftsführer Strehl.

Grüne Logistik zahlt sich aus

Für seinen Einsatz im Bereich umweltfreundlicher Technologien wurde Meyer Logistik bereits mehrfach ausgezeichnet. So erhielt das Familienunternehmen bereits zwei Mal den renommierten „Eco Performance Award“ für seine Vorreiterrolle im Bereich Elektromobilität und beim Einsatz von erdgasbetriebenen Lkw. Auch mit dem „Europäischen Transportpreis für Nachhaltigkeit“ (HUSS-Verlag) sowie dem „Preis für Innovation und Klimaschutz“ der deutschen Gaswirtschaft wurde Meyer-Logistik ausgezeichnet. Matthias Strehl: „Die Auszeichnungen bestärken uns und zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Auch die Politik zeigt Interesse am Innovationsgeist von Meyer Logistik und lud zum parlamentarischen Frühstück nach Berlin ein. Ein Vertreter des Unternehmens sprach dort auf der Dachterrasse des Bundestags vor etwa 50 Parlamentariern über die neuen LNG-Fahrzeuge, die seit 2017 in der Hauptstadt unterwegs sind. Und natürlich über die öffentliche Tankstelle, die das Unternehmen Liqvis seinerzeit auf dem Gelände von Meyer Logistik am östlichen Berliner Ring selbst aufgebaut hat und die mittlerweile in unmittelbarer Nachbarschaft zum Firmengelände angesiedelt ist. Ganz nach dem inoffiziellen Motto des Unternehmens: „Alle reden von grüner Logistik. Wir leben sie.“

Meyer Logistik

Meyer Logistik wurde 1949 im hessischen Friedrichsdorf gegründet und ist heute eine feste Größe im Bereich Frischetransporte und Lebensmittellogistik. Neben 90 Standorten in ganz Deutschland hat das Unternehmen auch vier Niederlassungen im europäischen Ausland – in Schweden, Rumänien, Tschechien und Österreich. Die firmeneigene Flotte umfasst 1.200 Fahrzeuge, und mehr als 1.800 Menschen arbeiten für den Familienbetrieb, der laut „Focus Business“ zu den beliebtesten Arbeitgebern 2017 gehört. Das Unternehmen, das heute bereits in dritter Generation geführt wird, ist noch immer fest mit seinem Standort im Taunus verwurzelt.

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