Text: Oliver Schönfeld
Fotos: Holger Jacoby
Dass er mit über 50 zum Influencer werden würde, hätte sich Jörg Schwerdtfeger wirklich nicht träumen lassen. Doch mit seiner ehrenamtlichen Initiative „Ich bin Berufskraftfahrer und habe Respekt verdient“ hat der erfahrene Speditionsfachmann einen Nerv getroffen. Mehr als 27.000 Abonnenten und ein lebhafter Austausch auf dem gleichnamigen Facebook-Kanal sprechen für sich.
Die Gesellschaft zum Nachdenken bringen
„Ich bin Berufskraftfahrer und habe Respekt verdient“ – schon der Titel bringt auf den Punkt, worum es dem 54-Jährigen geht: „Ich möchte ein besseres Verständnis für die Fahrer und ihre Situation schaffen und über die Branche hinaus ein Nachdenken in der Gesellschaft in Gang bringen.“ Schwerdtfegers Lebensgefährtin, die Grafik-Designerin Andrea Welge, stand ihm dabei von Anfang an zur Seite. Sie kreierte das Logo und entwarf den markanten blauen Aufkleber, der nicht nur unter Fahrern heiß begehrt ist. Über 30.000 Sticker hat Schwerdtfeger bereits verteilt – natürlich alle kostenfrei, wie er betont. „Mir geht es bei der Aktion weder um mich selbst noch um kommerzielle Aspekte, sondern allein um die Sache.“ Seit Kurzem ist zum öffentlichem Facebook-Kanal eine gleichnamige geschlossene Gruppe hinzugekommen, die ebenfalls bereits starken Zuspruch findet. Hier kann die Fachwelt untereinander intensiver diskutieren und Erfahrungen austauschen.

»Der vielseitige Beruf des Kraftfahrers hat ein besseres Image verdient.“
Jörg Schwerdtfeger, Personalmanager bei der Westfalen-Lippe Speditions- und Lagerhausgesellschaft mbH
Fahrermangel zwingt zum Handeln



Jörg Schwerdtfeger saß selbst 17 Jahre am Steuer und weiß genau um die Sorgen und Nöte von Berufskraftfahrern.
Selbst ausbilden, Fluktuation reduzieren

Mitarbeiterbindung als Erfolgsfaktor
Die WL-Spedition wurde 1935 in Osnabrück gegründet, heute befindet sich der Hauptsitz im westfälischen Herford. Den Grundstein für die Geschäftstätigkeiten bildeten innerdeutsche Sammelladungsverkehre. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Unternehmen zu einem europaweit agierenden Speditions- und Transportspezialisten, der nahezu alle Dienstleistungen rund um den Transport anbietet. Auch technisch geht die WL-Spedition immer wieder voran – beispielsweise mit dem Einsatz von Lang-Lkw bereits seit 2017, mit der Zertifizierung nach „Ökoprofit“-Standard und seit 2019 mit dem zunehmenden Einsatz von Fahrzeugen mit alternativem Erdgasantrieb (LNG).
Ausbildungsberuf darf nicht verschwinden
Aber Jörg Schwerdtfeger denkt nicht nur an die eigenen Fahrer. Selbstverständlich war es für ihn zum Beispiel, im Rahmen des „Kravag Truck Parking“ sofort vier Stellplätze einzurichten und auf dem Betriebsgelände in Herford eine Dusch- und Aufenthaltsmöglichkeit für die Fremdfahrer zu schaffen. Die Ideen dürften dem kreativen und agilen Logistikfachmann auch in Zukunft nicht ausgehen – vor allem, wenn es um „seine“ Fahrer geht. Kürzerzutreten, kommt für ihn auch später nicht infrage. „Mein Wunsch ist es, spätestens im Ruhestand mehr Zeit zu haben, um in Schulen über unseren wunderbaren und vielseitigen Ausbildungsberuf zu informieren.“ Denn Berufskraftfahrer haben nicht nur Respekt, sondern auch Zukunft verdient.