Wenn jedes Kilo zählt

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Text: Oliver Schönfeld
Fotos: Stefan Bungert

Bei Silofahrzeugen kommt es auf jedes Kilogramm Leergewicht an, das sich einsparen lässt: Der vermeintlich kleine Vorteil summiert sich bei zahlreichen Touren pro Tag etwa in der Baustellenlogistik zu handfesten wirtschaftlichen und ökologischen Effekten. Der Silofahrzeug-Hersteller Feldbinder setzt unter anderem auf Leichtbaukomponenten von BPW, um seine Trailer erfolgreich abzuspecken.

Größtmögliche Nutzlast bei kleinstmöglichem Leergewicht: Mit dieser Maxime gehen die Konstrukteure bei der Feldbinder Spezialfahrzeugwerke GmbH an jeden neuen Auftrag. Erreichbar ist dieses Ziel nur mit viel Erfahrung und hoher Fertigungs- sowie Werkstoffkompetenz. Als einer der ersten Fahrzeugbauer setzte das 1975 gegründete Unternehmen vor Jahrzehnten gezielt auf Aluminium. „Diese Idee haben bereits unsere beiden Gründer Otto Feldbinder und Jan-Dirk Beckmann verfolgt. Mit dem Leichtmetall als innovativem Werkstoff für den Fahrzeugbau ist das Unternehmen schnell und erfolgreich gewachsen. Edelstahlbehälter kamen erst später hinzu“, berichtet Dr. Nina Lorea Kley. Gemeinsam mit Dirk Feldbinder, Olaf Feldbinder und Wolf-Dietrich Kley bildet sie seit 2018 in zweiter Generation die Geschäftsführung des international tätigen Familienunternehmens.

Silofahrzeuge für Bauindustrie und Landwirtschaft

Die Silofahrzeuge mit Aluminium-Chassis, die im Feldbinder-Werk in Winsen (Luhe) nahe Hamburg gefertigt werden, kommen für den Transport von Staub- und Rieselgütern wie Zement, Flugasche, Kalk oder Düngemittel zum Einsatz. Zum Portfolio gehören Silosattelanhänger, Kippsilosattelanhänger, Siloaufbauten und Siloanhänger in immer wieder neuen Ausführungen. Am zweiten Produktionsstandort in der Lutherstadt Wittenberg werden neben Silofahrzeugen auch Tank- und Bahnfahrzeuge sowie Spezialcontainer hergestellt. Die Konfiguration des Fahrzeugs ergibt sich meist erst in der individuellen Kundenberatung: Volumen, Anzahl und Größe der Kammern, Achsen, die weitere Ausstattung – je nach Transportgut entwickelt Feldbinder maßgeschneiderte Lösungen. „Wir bauen rund 2.000 Fahrzeuge pro Jahr. Wenn es notwendig ist, führen wir jedes anders aus“, erläutert Dr. Kley. Bewusst setzt das Unternehmen dabei auf einen sehr hohen Eigenfertigungsgrad, um flexibel agieren zu können.

»Größtmögliche Nutzlast bei kleinstmöglichem Leergewicht – so lautet unsere Maxime.«

Dr. Nina Lorea Kley, Geschäftsführerin der Feldbinder Spezialfahrzeugwerke GmbH

Über 250 Kilogramm Leergewicht eingespart

Die Mitarbeiter in der Produktion sind erfahrene Experten, teils hat das Unternehmen sogar eigene Fertigungsmethoden entwickelt, um die kundenspezifischen Anforderungen erfüllen zu können. Dabei wird immer weniger geschweißt, stattdessen setzt der Fahrzeugbauer für die Leichtbau-Chassis auf solide Schraubverbindungen – mit einer Ausnahme: Die Achsböcke werden bewusst weiterhin geschweißt, um an diesen sensiblen Stellen Korrosion zu verhindern. „Der Gewichtsunterschied im Vergleich zu einem Stahl-Chassis gleicher Größe beträgt je nach Ausstattung bis zu 250 Kilogramm“, erläutert Axel Krahn aus dem Technischen Einkauf, der Achsenexperte bei Feldbinder. Zudem sind die Fahrzeuge meist mit geschmiedeten Alufelgen ausgestattet, die jeweils einen weiteren Gewichtsvorteil von zehn Kilogramm erzielen – macht zusätzliche 60 Kilogramm pro Fahrzeug, um die das mögliche Transportvolumen wächst.
Markus Rempel hat 2020 seine Ausbildung bei der Spedition Werner Ruploh abgeschlossen und bewegt nun die Silofahrzeuge für das westfälische Transportunternehmen. Der 24-jährige Berufskraftfahrer schätzt die Zuverlässigkeit der Feldbinder-Auflieger.
Fahrzeugübergabe bei Feldbinder: Geschäftsführerin Dr. Nina Lorea Kley erklärt Fahrer Markus Rempel die Vorteile der Leichtbauachse. Jeder Auflieger wird bei Feldbinder exakt nach den Vorgaben und Anforderungen der Transportunternehmen gefertigt.

Leichtbaukomponenten von BPW

Die Vorteile für die Kunden liegen somit auf der Hand. „Gerade im Kurzstreckenbereich mit mehreren Entladungen täglich trägt jede Gewichtseinsparung erheblich zu einer besseren Wirtschaftlichkeit und einer dauerhaften CO2-Einsparung bei – bei gleichzeitig hoher Funktionalität und Robustheit der Fahrzeuge“, führt Dr. Kley weiter aus. Feldbinder-Kunden wie die Firmengruppe Werner Ruploh aus dem westfälischen Beckum wissen den hohen Qualitätsanspruch zu schätzen. Schließlich kommt es auch bei möglichst leichten Konstruktionen auf Stabilität, Sicherheit und Zuverlässigkeit über viele Jahre der Nutzung an. Der zuletzt für Ruploh fertiggestellte Kippsilosattelauflieger ist ein gutes Beispiel: Das Fahrzeugmodell KIP 45.3 ist für Zulieferverkehre in der Bauindustrie vorgesehen und bringt ein Leergewicht von lediglich 5.420 Kilogramm auf die Waage. Dazu tragen zahlreiche Leichtbaukomponenten von BPW Bergische Achsen KG bei, unter anderem die Lenkerfeder BPW LightTube, die BPW Aluminiumnabe und die Scheibenbremse ECO Disc (TS2 3709). „Im Vergleich zu einer herkömmlichen Achse mit großer Scheibenbremse reduziert sich das Gewicht damit um 126 Kilogramm“, schildert Krahn.

Bereits seit 2020 setzt Feldbinder auf BPW LightTube und nutzt die Leichtbaulösung mittlerweile als Standard-Achse.

Zuverlässigkeit und Funktionalität sind gefragt

Die Firmengruppe Ruploh ist an drei Standorten mit 220 Fahrzeugen insbesondere für die Zement- und Kalkindustrie des Münster- und Sauerlandes tätig. „Wir transportieren die staubförmigen Güter nahezu europaweit. Neben der Gewichtsersparnis durch Leichtbau zählen für uns vor allem Zuverlässigkeit und hohe Funktionalität, auf die wir uns bei Feldbinder verlassen können“, unterstreicht Inhaber Werner Ruploh. Auch sein Mitarbeiter Markus Rempel ist vom neuen Trailer überzeugt: „Die Fahrzeuge werden mehrfach täglich be- und entladen. Da macht sich jeder Gewichtsvorteil bemerkbar.“ Der 24-Jährige hat bei der Spedition im Herbst 2020 seine Ausbildung als Berufskraftfahrer erfolgreich abgeschlossen und gehört nun zum festen Team mit 350 Mitarbeitern.

Enge Partnerschaft in der Entwicklung

Möglich werden die kundenindividuellen Fahrzeugkonzepte erst dank der engen Partnerschaft, die Feldbinder und BPW bereits seit den 1980er-Jahren pflegen. Im engen Austausch der Entwickler entstehen immer wieder neue Ideen. Selbst spezielle Anforderungen, etwa technische Anpassungen für den Export der Feldbinder-Fahrzeuge nach Australien, haben die Partner zusammen gemeistert, blickt Krahn zurück. „Neben den gemeinsam entwickelten Sonderlösungen finden auch die BPW Serienprodukte großen Anklang und passen sehr gut zu unseren Fahrzeugkonstruktionen.“ So setzt das Unternehmen seit Mitte 2020 konsequent die Lenkfeder BPW LightTube quasi als Standard ein, da sie sehr gut mit der eigenen Leichtbaustrategie harmoniert und die Rückmeldungen aus der Praxis durchweg positiv sind. Dr. Kley bestätigt: „Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen lässt sich als partnerschaftlich, offen und überaus innovativ bezeichnen.“
Leichtbau in Serie: Mit viel Kompetenz beim Werkstoff Aluminium und einer hohen Fertigungstiefe hat sich Feldbinder auf Leichtbaukonzepte spezialisiert. Rund 2.000 Fahrzeuge verlassen jedes Jahr die Produktion bei Feldbinder.

Herausforderungen im Leichtbau und in der Digitalisierung

Welche Herausforderungen erwartet Feldbinder für die kommenden Jahre? Die kontinuierliche Optimierung der Leichtbaukonzepte hat weiterhin oberste Priorität. Zudem richtet sich das Unternehmen auf neue Anforderungen der Speditionskunden bei der Digitalisierung der Schüttgut- und Tanklogistik ein. Mit „Silo 4.0“ etwa hat der Fahrzeugbauer eine neue Steuerung entwickelt, die beim „Truck Innovation Award 2020“ sogleich ausgezeichnet wurde. Um das zukünftige Wachstum darstellen zu können, ist das Unternehmen auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen – und packt das Thema daher aktiv an. Derzeit sind bei Feldbinder gut 80 Auszubildende tätig, das entspricht fast zehn Prozent der Gesamtbelegschaft von 950 Beschäftigten. An beiden Produktionsstandorten in Winsen (Luhe) und Wittenberg hat das Unternehmen eigens Lehrwerkstätten eingerichtet, die Azubis werden gezielt gefördert und erhalten bei einem erfolgreichen Berufsabschluss eine Übernahmegarantie. Auf diese Weise sichert sich Feldbinder die Leichtbau- und Fertigungskompetenz von morgen und übermorgen.
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