„Wir bewegen Großes“

Lesezeit: ca. 6 Minuten
Text: Juliane Gringer
Fotos: Universal Transport

Die Spedition Universal Transport ist spezialisiert auf die Beförderung von schweren Lasten wie Flugzeugen oder Rotorblättern von Windkraftanlagen. Seit mehr als 60 Jahren plant Universal Transport solche aufwendigen Projekte mit viel Ausdauer, Konzentration, Geduld sowie gutem Material – und immer unter dem charmanten Firmenmotto „… don’t worry, be heavy!“.

„Bei uns ist noch nie ein Gramm stehen geblieben“, sagt Holger Dechant, Geschäftsführer der Universal Transport Gruppe. „Alles, was wir auf unseren Fahrzeugen festgebunden kriegen, transportieren wir.“ Und das sind bei der Paderborner Spedition meist nicht wenige Gramm: Sie bewegt eher Gewichte von mehreren Tonnen – ob Flugzeuge, Transformatoren, Betonfertigteile, Mähdrescher, Rotorblätter von Windkraftanlagen oder ganze Straßenbahnen. Das Unternehmen ist Spezialist für Schwertransporte in den Bereichen Bauwirtschaft, Windkraft, Schiene, Industrie und Großfahrzeuge. Dabei hat man sich den lockeren Leitspruch „… don’t worry, be heavy!“ auf die Fahnen geschrieben, angelehnt an den fast gleichnamigen Song von Bobby McFerrin. Wenn Sie jetzt die bekannte Melodie schon im Ohr haben: Nur zu, summen oder pfeifen Sie gerne los – der Song macht gute Laune! Dechant nutzt ihn als Klingelton auf seinem Smartphone. Und den hört er ziemlich häufig.

Keine Scheu vor Investitionen

Die Kunden, die sich bei ihm melden, stehen vor vielfältigen Herausforderungen, für die das Team von Universal Transport passgenaue Lösungen entwickelt. Dass noch nie ein Gramm stehen geblieben ist, ist laut Holger Dechant eben auch auf Kreativität zurückzuführen: „Wir gehen mit recht verrückten Ideen gerne mal zu unserem Fuhrparkleiter Frank Rakowski und stellen ihm vor, was ein Kunde braucht. Das beschert ihm oft erst mal die eine oder andere Sorgenfalte. Aber ein, zwei Tage später hat er sicher eine Möglichkeit gefunden, das Projekt umzusetzen.“ Vertriebsmitarbeiter Dennis Gisella erklärt: „Wenn von den Abmessungen her etwas noch nicht passt, scheuen wir auch keine Investitionen. Kürzlich haben wir zum Beispiel für 250.000 Euro 160 Tonnen Schienenbrücke gekauft.“

Internationaler Transport bis Mexiko

Damit sollen unter anderem 22 Straßenbahnen von Kassel nach Mexiko befördert werden. Der internationale Schwertransport dorthin wird möglich, weil Universal Transport mit Übernahme der Spedition Züst & Bachmeier 2016 in das weltweite Netzwerk der Großraum- und Schwertransporte eingestiegen ist. „Früher wäre unsere Reise als Universal Transport bei diesem Auftrag in Bremerhaven beendet gewesen. Heute können wir über Züst & Bachmeier die komplette Abwicklung anbieten. Die Firma übernimmt wie ein Projektspediteur die gesamte Dokumentation und organisiert den Nachlauf in Mexiko“, so Dennis Gisella. Wohl kaum ein Transportunternehmen in Europa hat so viele Spezialfahrzeuge für Schienentransport im Fuhrpark wie Universal Transport.

»Wir brauchen die Menschen, die richtig mit der Technik umgehen können und die gute Ideen für die Umsetzung von Transporten haben.«

Frank Rakowski, Fuhrparkleiter bei Universal Transport

Deutschlandweit kann das Unternehmen als einziger Projektspediteur mit 350 Fahrzeugen aufwarten. „Gleichzeitig gibt es keinen anderen Trucker mit 30 Köpfen in der Projektleitung“, beschreibt Fuhrparkleiter Frank Rakowski den USP des Unternehmens. Für ihn ist klar, dass Schwertransport Teamsache ist. „Wir brauchen die Menschen, die richtig mit der Technik umgehen können und die gute Ideen für die Umsetzung von Transporten haben.“ Denn die gute Planung im Vorfeld entscheidet über den Erfolg: „Wir müssen sehr genau durchdenken, wie wir etwas umsetzen können, wie wir eine bestimmte Technik beherrschen und was wir damit herauskitzeln können, um vielleicht den einen oder anderen Vorteil zu erreichen.“

Optimaler Einsatz für Trommelbremsen

„Die Fahrzeuge, die wir einsetzen, müssen absolut zuverlässig sein“, so Rakowski. Im Fuhrpark sind allein um die 2.000 Achsen des Fahrwerksspezialisten BPW Bergische Achsen KG verbaut. „Wir lieben es, mit Trommelbremsen zu fahren, weil sie für unsere Bedingungen technisch optimal sind. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir sie über den Lebenszyklus eines Trailers nur einmal erneuern müssen. Darüber hinaus sind sie sehr zuverlässig und erfüllen all unsere hohen Anforderungen.“ Die Achse sei bei einem Schwertransport besonders wichtig, weil sie die stärkste Belastung aushalten müsse, erklärt Rakowski. Der Unternehmensbereich Customised Solutions von BPW stellt sicher, dass auch die speziellsten Kundenprojekte verlässlich umgesetzt werden können. „Die Qualität von BPW überzeugt uns unter anderem deshalb, weil wir kaum Schäden haben. Und wenn das doch mal vorkommt, dann deshalb, weil wir irgendwo aufgesetzt haben oder drübergefahren sind. Aber dass wir unterwegs Probleme mit der Achse haben, können wir ausschließen.“

Eine Panne würde mehrere Tage Pause bedeuten

Die Schwerlastspezialisten haben im Vergleich zu Planenspediteuren einen großen Nachteil: „Wenn unsere Maschine auf dem Transport liegen bleibt, können wir nicht sagen, wir satteln einfach um und in einer Stunde ist das nächste Fahrzeug da. Aufgrund der Genehmigung ist ja alles fixiert: Das Kennzeichen des Fahrzeugs und der Anhänger sind eine Einheit, die von A nach B fahren muss und nicht getrennt werden kann und darf. Kommt es also zur Panne, müssen wir neue Genehmigungen einholen und stehen tagelang still.“ Auch aus einem weiteren, ganz wichtigen Grund sollte das verwendete Material bei einem Schwertransport von optimaler Qualität sein, so Holger Dechant: „Die Transporte laufen nicht von allein. Es sind immer Menschen involviert: neben dem Fahrer, der die Front fährt, auch der Begleiter und der Nachlenker. Und wenn wir verladen, etwa im Hafen, laufen auch Leute um die Fahrzeuge und das Transportgut herum. Sie alle müssen geschützt werden.“

»Wenn bei einem Transport unter den Beteiligten keine Anspannung mehr da ist, kann das schnell gefährlich werden. Ich sage immer: Wenn wir 25 Windkraftanlagen befördern, sind die erste und die letzte die herausforderndsten.«

Holger Dechant, Geschäftsführer der Universal Transport Gruppe

Man möge sich vorstellen, was passiert, wenn 110, 120 oder 130 Tonnen schwere Teile fahrlässig oder mit mangelnder Qualität auf dem Fahrzeug gesichert sind und dann etwas in Bewegung kommt: „Wir haben eine Riesenverantwortung.“ Die Routine sei in diesem Geschäft der größte Feind, ergänzt Dechant: „Wenn bei einem Transport unter den Beteiligten keine Anspannung mehr da ist, kann das schnell gefährlich werden. Ich sage immer: Wenn wir 25 Windkraftanlagen befördern, sind die erste und die letzte die herausforderndsten. Da brauchen wir volle Konzentration, ein bisschen Nervenkitzel und Adrenalin.“ Das liege auch daran, dass jeder Transport anders ist. „Allein die Beladung des Fahrzeugs ist nicht immer gleich, das Gewicht verteilt sich unterschiedlich, und entsprechend muss sich der Fahrer anpassen. Oft weiß der erst beim Anfahren, wie sich das Fahrzeug verhält.“ Umso mehr müssten alle konzentriert sein. „Die größten Schäden, die entstehen, finden nicht beim Transport statt, sondern bei uns auf dem Hof – beim Einparken nach Feierabend“, so Dennis Gisella.

Klassiker „graues Gold“

Universal Transport ist seit mehr als 60 Jahren am Markt aktiv. Ursprünglich brachte das Unternehmen Sand, Splitt und Zement in die Betonwerke der Region. „Da lag der Gedanke nahe, auch die Fertigteilplatten aus Beton zu befördern“, berichtet Dechant. „Also haben wir damit begonnen und in den 1970er-Jahren unsere ersten Schritte in den Schwertransport gemacht.“ Auch 2021 wird Beton firmenintern noch „das graue Gold“ genannt. „Viele belächeln uns als Betonkutscher, weil wir einen entsprechend großen Fuhrpark haben – damit können wir aber gut leben“, so Dechant. „Eine 3,50 Meter breite Platte ist schon ein Großraum- und Schwertransport – und wenn beispielsweise eine Logistikhalle gebaut wird, braucht man viele Betonfertigteile, also auch entsprechend viele Fahrzeuge.“

Bürokratie bremst

Ein großes Hemmnis sind laut dem Geschäftsführer die Verwaltungsvorschriften in Deutschland: „Die Regularien sind streng, und die Kosten dafür steigen. Das macht den Transport für unsere Kunden teurer – ohne dass wir als Spediteur mehr Erlös hätten.“ Gleichzeitig müsse man im Schwertransport oft längere Wege in Kauf nehmen. „Es kommt nicht selten vor, dass wir statt 300 Kilometer direktem Weg rund 900 Kilometer weit fahren.“ Und Transport ist Ländersache: „Wir brauchen also für jedes Bundesland, in dem wir unterwegs sind, eigene Genehmigungen. Das dauert schlichtweg zu lange, das können andere Länder in Europa besser.“ Auch die Straßeninfrastruktur sei eine große Herausforderung, erklärt der Geschäftsführer. „Da ist nicht mal unbedingt das Gewicht eines Transports das Problem. Es sind eher die Ausmaße: Das Rotorblatt einer Windkraftanlage ist mehr als 80 Meter lang, mit dem Fahrzeug sprechen wir von der Länge eines Fußballfeldes. Bei Schleusen gibt es bei 90 Metern auch schon die ersten Grenzen.“

Offen für alternative Transportträger

Über die vergangenen Jahrzehnte hinweg hat das Unternehmen immer wieder bewiesen, dass es mit der Zeit geht. Universal Transport erschließt sich neue Märkte, ist unter anderem schon in Polen, Tschechien, Russland, der Türkei, Schweden und Ägypten aktiv. Dechant und sein Team sind offen für alternative Transportträger und beschäftigen sich da immer wieder mit neuen Lösungen. Weiterhin steht Digitalisierung im Fokus. „Wir suchen kontinuierlich nach Lösungen, mit denen wir uns noch weiter verbessern können, und zwar wirklich auch bis hin zum Berufskraftfahrer“, sagt Holger Dechant. „Aber eins gilt immer: Die Digitalisierung wird nie den Transport ersetzen. Und im Mittelpunkt steht immer der Mensch. Wir können den besten Standort der Welt haben – ohne die passenden Menschen haben wir keine Aussicht auf Erfolg.“
So ist auch die Arbeitsatmosphäre bei Universal Transport außergewöhnlich gut. „Mein Job ist inhaltlich spannend, weil er sehr abwechslungsreich ist. Hier gleicht kein Tag dem anderen, es kommen immer neue Herausforderungen dazu“, erzählt Dennis Gisella. Weil das Unternehmen aus einem kleinen Kern gewachsen ist, seien die Strukturen noch sehr familiär. Laut Holger Dechant sind Hierarchien flach. Wer ein Anliegen hat, bekommt immer ein offenes Ohr. „Wir Kolleginnen und Kollegen pflegen eine gute Kommunikation – so macht das Arbeiten einfach Spaß“, ergänzt Gisella. „Und es ist natürlich einfach spannend, dass wir Großes bewegen können. Bei einem Auftrag wie dem Transport einer Windkraftanlage betreuen wir den von A bis Z, sind lange Zeit in der Planung und Umsetzung aktiv. Und eines Tages fahre ich an dieser Anlage vorbei und sehe, was wir da gemeinsam erreicht haben. Das ist ein toller Moment.“

»Eines Tages fahre ich an der Windkraftanlage vorbei, deren Transport ich mit geplant und betreut habe – und sehe, was wir da gemeinsam erreicht haben. Das ist ein toller Moment.«

Dennis Gisella, Vertriebsmitarbeiter bei Universal Transport

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