„Weiterentwicklung ist lebensnotwendig“

Lesezeit: ca. 6 Minuten
Text: Juliane Gringer
Fotos: FUENF6 GMBH

Der Full-Service-Logistiker Duvenbeck setzt schon lange auf die Digitalisierung des Transports und auf eigene Innovationen: Das Familienunternehmen beschäftigt Programmierer und arbeitet mit Start-ups zusammen, um digitale Lösungen zu entwickeln. Dahinter steht eine erfolgreiche Firmenkultur, die Duvenbeck stark gemacht hat für die Krise.

„Transportieren kann jeder“, sagt Thomas Duvenbeck, geschäftsführender Gesellschafter der Duvenbeck Unternehmensgruppe. „Aber Transporte richtig, gut und effizient zu steuern – das steht auf einem anderen Blatt. Das funktioniert nur mit Erfahrung und Weitblick, mit der intelligenten Nutzung von Technologie und Daten und mit gut durchdachten Prozessen.“ All diese Zutaten bringt das 1932 gegründete Familienunternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Bocholt mit. Schon frühzeitig setzte es konsequent auf die Digitalisierung des Transports. Neben Kunden aus den Bereichen Konsumgüter-, Kunststoff- und landwirtschaftliche Fahrzeugindustrie hat der Full-Service-Logistiker vor allem Auftraggeber aus der Automobilbranche – und muss schon lange deren hohen Anforderungen an Digitalisierung und Vernetzung gerecht werden, um Transparenz und Zuverlässigkeit entlang der Supply Chain zu gewährleisten.

Lückenlose Transparenz in der „Connected Supply Chain“

Thomas Duvenbeck spricht von der „Connected Supply Chain“, die das Unternehmen gestaltet: Sie ermöglicht es, innerhalb kürzester Zeit jedem Kunden Auskunft über den Status seiner Sendung zu geben. „Wir haben dafür durchgängige Systeme entwickelt, die vom Avisierungs- über den Planungs- und Umschlagprozess bis hin zum Tracking und Tracing jeder einzelnen Einheit reichen.“ Das geht weit über die klassischen Leistungen eines Transportdienstleisters hinaus: „Wir nehmen uns mehr und mehr als Industriebetrieb wahr, der Prozesse bündelt, die zuvor individuell abgewickelt wurden. Ursprünglich haben wir uns den Prozessen unserer Kunden angepasst – das war ab einer gewissen Größenordnung aber schlicht nicht mehr möglich.“

Aus diesem Grund stellte Duvenbeck eigene Programmierer und Prozessplaner an. Sie arbeiten gemeinsam mit externen Kräften und Start-up-Unternehmern an digitalen Lösungen: „Wir haben im Rahmen einer dynamischen Netzwerkplanung ein eigenes Produkt realisiert und damit unsere logistischen Prozesse stark beschleunigt“, berichtet der Geschäftsführer. In Zukunft soll zudem mithilfe einer selbst entwickelten künstlichen Intelligenz teilautomatisch disponiert werden. Das wird die Produktivität erhöhen und den Kunden ein erweitertes Angebot ermöglichen.

Thomas Duvenbeck arbeitet mit firmeneigenen Programmierern an der „Connected Supply Chain“, die den Kunden höchste Transparenz bietet.

Frühzeitige Investitionen tragen Früchte

Solche Projekte erfordern eine sehr langfristige Planung sowie hohe Investitionen, vor allem in Forschung und Entwicklung. „Ohne sie haben wir aber langfristig keine Chance, als Unternehmen zu bestehen“, ist sich Duvenbeck bewusst. „Deshalb haben wir sehr frühzeitig viel Geld investiert und ernten jetzt die ersten Früchte.“ Er ist überzeugt, dass es in Zukunft zwei Arten von Unternehmen in Transport und Logistik geben wird: „Die einen bewältigen die Digitalisierung und setzen sie für sich um. Andere, die sich nicht ausreichend digitalisiert haben, werden vom Grad der Wertschöpfung her abfallen. Aus meiner Sicht ist es deshalb lebensnotwendig, dass Transportdienstleister sich weiterentwickeln.“

»Aus meiner Sicht ist es lebensnotwendig, dass Transportdienstleister sich weiterentwickeln.«

Thomas Duvenbeck, geschäftsführender Gesellschafter der Duvenbeck Unternehmensgruppe

»Aus meiner Sicht ist es lebensnotwendig, dass Transportdienstleister sich weiterentwickeln.«

Thomas Duvenbeck, geschäftsführender Gesellschafter der Duvenbeck Unternehmensgruppe

Auch im eigenen Fuhrpark setzt Duvenbeck auf kontinuierlichen Fortschritt. Auflieger sind ein entscheidender Teil der Flotte: „Wir statten unsere Trailer so aus, dass sie sämtlichen Anforderungen der Kunden gerecht werden. Gleichzeitig kreieren wir mit Herstellern und Partnern, die wir auch wirklich alle als Partner sehen, immer wieder neue Innovationen, um ökonomisch und ökologisch fortwährend besser zu arbeiten. Kurz gesagt: Der Trailer ist kein einfaches Mittel zum Zweck für uns, sondern ein ganz wichtiger Akteur in unseren Prozessen.“ Der firmeneigene Fuhrpark umfasst 3.500 Auflieger. „Uns ist besonders wichtig, dass wir so viele Daten wie möglich aus dem Trailer bekommen, um ihn möglichst wirtschaftlich betreiben zu können.“
Seit Jahren eine erfolgreiche Partnerschaft: Duvenbeck und BPW. In Ralf Merkelbach (links), Leiter Key Account Management BPW, finden Thomas Duvenbeck und sein Team immer einen kompetenten Ansprechpartner.

Instrumente der Wertschätzung

Ein weiterer wichtiger Partner sei hier der Fahrer. „Der muss heute so arbeiten und denken wie ein kaufmännischer Angestellter“, meint Thomas Duvenbeck. „Gleichzeitig müssen wir ihm aber auch die Vorteile der Digitalisierung vermitteln, zum Beispiel was die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs betrifft.“ Die Transparenz, die sich durch Sensorik schaffen lässt, ermöglicht umfangreiche Messbarkeit. Für die Fahrer soll sie weniger als Überwachung fungieren, sondern vor allem als Chance, ihre Fähigkeiten auszubauen. „In der Regel freut sich der Fahrer auch, dass Dinge, die er gut macht, dann auch dokumentiert und wertgeschätzt werden. Wir belohnen diese Leistungen ganz bewusst“, so Duvenbeck. Das Unternehmen beschäftigt mehrere Fahrtrainer, die Ansprechpartner für das Team sind und Fragen zur Weiterentwicklung mit ihnen diskutieren.

Gelebte Unternehmenskultur

Mit dem Claim „The Culture of Logistics“ zeigt das Unternehmen, dass es für eine lebendige Firmenkultur steht: „Mir war wichtig, dass er alles vereint, wofür wir stehen: Tradition, Moderne, logistisches Fachwissen und auch eine gesunde Bodenständigkeit. Wir sind ein innovatives Unternehmen, und für uns haben Werte wie Verlässlichkeit und Vertrauen einen hohen Stellenwert. Wir pflegen auch sehr bewusst gute Umgangsformen, sowohl intern als auch extern.“ Doch wie vermittelt er diese Kultur seinen mehr als 6.000 Mitarbeitern an 34 Standorten in Europa? „Das muss man selbst vorleben, als Familie und auch aus dem Führungskreis heraus, und regelmäßig darüber ins Gespräch kommen“, so Thomas Duvenbeck. „Wir sind ein sehr freies und kommunikatives Unternehmen. Bei uns sind immer alle Türen offen. Das nehmen nicht nur unsere Teams wahr, sondern sicher auch die Kunden von außen.“

Eine hauseigene Akademie vermittelt Wissen sowohl bei Veranstaltungen als auch über digitale Tools. Und in den mehr als 30 Duvenbeck-Niederlassungen gibt es sogenannte Kulturbotschafter, die „The Culture of Logistics“ auch über Ländergrenzen hinweg nachhaltig vermitteln und für die Mitarbeiter ansprechbar sind. Zudem nutzt das Unternehmen eine interne Plattform zur Kommunikation und Information. Über die sozialen Medien trägt es seine Botschaften nach außen.

Nutzung digitaler Kommunikationstools

Vor allem während der Corona-Pandemie zeigte sich die kommunikative Stärke von Duvenbeck: „Als Geschäftsleitung haben wir schon immer sehr transparent kommuniziert, welche Ziele wir uns stecken. In den vergangenen Monaten haben wir auch ganz klar offengelegt, wo wir in der Krise, die das Virus ausgelöst hat, als Unternehmen wirtschaftlich stehen und wohin wir uns weiterentwickeln wollen. Die Corona-Situation ist wie ein Brennglas. Man sieht alles viel deutlicher – das, was gut läuft, genauso wie die Probleme, die man im Unternehmen hat.“ Dank der Nutzung digitaler Kommunikationstools konnte Duvenbeck seine Produktivität kontinuierlich steigern: „Über Videokonferenzen und Nachrichtentools haben wir unsere Mitarbeiter sehr gut erreicht. Da der Druck von außen und die wirtschaftlichen Zwänge so groß waren, konnten wir innerhalb von drei, vier Monaten Dinge umsetzen, für die wir sonst möglicherweise ein bis zwei Jahre gebraucht hätten. Corona hat wirklich Prozesse beschleunigt – das kann man vielleicht als das Gute im Schlechten betrachten.“

»Die Corona-Situation ist wie ein Brennglas. Man sieht alles viel deutlicher – das, was gut läuft, genauso wie die Probleme, die man im Unternehmen hat.«

Die Geschäftsführung legte den Mitarbeitern auch die Zahlen offen. „Alle wissen, was wir verloren haben“, sagt der Geschäftsführer. „Wir wissen aber auch, was wir durch eigenes Handeln wiedergutmachen können.“ Die Führungsriege im Unternehmen kommt seit März zweimal täglich zu einer Videokonferenz zusammen, um alle nötigen Maßnahmen zu diskutieren. „Wir sind heute so nah dran an den Prozessen, wie wir es vor Corona nie waren. Das spüren auch die Mitarbeiter“, so Duvenbeck. „Und sie sehen, dass das, was wir tun, Erfolg bringt – was natürlich zusätzlich motiviert. Wir sitzen momentan wieder selbst im ,Driver’s Seat‘ und sind durch unser Handeln in der Lage, das Unternehmen durch diese Krise zu steuern.“ Er ist überzeugt davon, dass die internen Veränderungen langfristig einen Teil des Schadens ausgleichen können – und rechnet sogar damit, dass Duvenbeck mit „einem kleinen wirtschaftlichen Erfolg“ aus diesem Jahr gehen wird.

Nicht zuletzt trägt die Kraft eines über lange Zeit gewachsenen Unternehmens die gesamte Firma, aber auch Thomas Duvenbeck persönlich durch diese außergewöhnliche Zeit: „Mit viel Erfahrung hat man Selbstbewusstsein und kennt die passenden Tools, um solchen Krisen zu begegnen. Das ist kein völliges Neuland für uns, und daher haben wir das auch gut gemeistert.“ Alle Mitarbeiter hätten die Veränderungen mitgetragen: „Das ist sicher auch eine große Stärke eines Familienunternehmens: Man muss hier niemanden mehr großartig überzeugen, sondern alle wollen den Erfolg. Das macht mich stolz.“

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