Text: Oliver Schönfeld
Fotos: BPW, Fraunhofer IML, AdobeStock Alphaspirit – BRN-Pixel
Wie muss die Batteriekapazität von rein elektrischen Nutzfahrzeugen ausgelegt sein, um die Anforderungen im Transportalltag sicher zu erfüllen? So lautet eine zentrale Frage im Zuge der E-Mobility für die Logistik. Erfahrungswerte fehlen heute ebenso wie valide Daten. Wissenschaftler der TU Berlin, der Hochschule Fulda und des Fraunhofer IML wollen mit einem aktuellen Forschungsprojekt mehr Transparenz schaffen.
Erfahrungswerte und solide Daten fehlen

»Wer sich bei der Batteriegröße verplant, riskiert von vornherein eine Fehlinvestition.«
Dipl.-Ing. Arnd Bernsmann, Abteilung Verkehrslogistik, Fraunhofer-Institut für Material und Logistik (IML), Dortmund
Praxistests für alle Nutzfahrzeugklassen
Dabei stellen sie jeweils die Daten von elektrischen Fahrzeugen denen von vergleichbaren Diesel-Modellen als Benchmark gegenüber. Die entsprechenden Fahrzeuge werden durch die Praxispartner Meyer Logistik, Florida-Eis und BPW Bergische Achsen zur Verfügung gestellt. Die Bandbreite wird Anfang 2020 um ein Fahrzeug aus der Gewichtsklasse 26 Tonnen erweitert. Die Fahrzeugdaten in dieser Gewichtsklasse werden mit Unterstützung der Speditionen Geis, Bächle, Max Müller und Logistik in XXL aufgenommen.
Neue Parameter für die Tourenplanung
Der Faktor Ladegewicht, der beim Diesel keine entscheidende Rolle spielt, fällt beim Elektrofahrzeug umso stärker ins Gewicht – im wahrsten Sinn des Wortes. „Unsere Erprobungen laufen auf konkrete Vergleiche hinaus: Wie lassen sich Touren mit einem möglichst geringen Batterieverbrach gestalten? Lohnen sich Umwege, und wenn ja, ab wann?“, erklärt Diplom-Logistikerin Daniela Kirsch vom Fraunhofer IML. „Es wird eine Weile dauern, bis sich die Systeme der zukünftigen Tourenplanung und eine neue Denkweise bei den Disponenten eingespielt haben.“

Enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis
Die Praxispartner haben sich für das Fraunhofer IML als ideal erwiesen: Meyer Logistik und Florida Eis zählen ohnehin zu den Vorreitern bei der Nutzung von E-Nutzfahrzeugen in der täglichen Transportpraxis. Der Speiseeishersteller etwa hat es sich zum Ziel gemacht, seine Nahrungsmittel klimaneutral herzustellen und zu befördern. Selbst auf eine aktive Kühlung des Speiseeises im Auto wird verzichtet. Stattdessen kommt eine eutektische Kühlung zum Einsatz, bei der vorgekühlte Platten die Ladung im vorgegebenen Temperaturbereich halten. Auch BPW kann aus den Projektresultaten Erfahrungswerte ziehen, um die eigenen Lösungen und Komponenten im Bereich des elektrischen Antriebs weiterzuentwickeln. Für einen stetigen Austausch ist dabei gesorgt.

Software für effizientere Tourenplanung
Eine gute Nachricht haben die Forscher schon jetzt: Auf Fahrerseite dürfte der Umstieg auf den elektrifizierten Antrieb vollkommen unkompliziert sein. Das bestätigen die bisherigen Praxiserfahrungen, sagt Bernsmann: „Die Fahrer sind durchweg begeistert vom leisen Fahren, der starken Beschleunigung und dem hohen Fahrkomfort. Die Akzeptanz für E-Mobility im Nutzfahrzeug ist sofort vorhanden.“