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Text: Oliver Schönfeld
Fotos: Fraunhofer IML
Die Digitalisierung der Logistik schreitet schnell voran. Ein Fraunhofer-Forschungsteam in Dortmund entwickelt Blockchain-Technologien, mit denen sich unterschiedlichste Prozesse und Transaktionen rechts- und manipulationssicher abbilden lassen.
Europäisches Blockchain-Institut im Aufbau
Seit Mai 2020 befasst sich ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund mit der Entwicklung und Erprobung von Anwendungsfällen und Prototypen. Ziel ist es, in den kommenden Jahren ein Europäisches Blockchain-Institut aufzubauen. „Blockchain-Devices werden in Zukunft aktiv per Smart Contract verhandeln, Transaktionen triggern und Zahlungen buchen. Dadurch wird jede Aktion über das Netzwerk eindeutig identifizier- und nachverfolgbar“, erläutert Institutsleiter Prof. Dr. Michael Henke. Durch die Digitalisierung von Prozess- und Lieferketten und mithilfe künstlicher Intelligenz werde nicht nur in der Logistik ein neues Zeitalter eingeläutet. Die Digitalisierung leiste gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zu einer Silicon Economy.

»Digitale Plattformen werden zum zentralen Dreh- und Angelpunkt einer kommenden Silicon Economy.«
Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter Fraunhofer IMLInternational neue Standards schaffen

»Wir setzen auf eine schnell wachsende Community, die auf Basis der Open-Source-Software individuelle Applikationslösungen realisieren kann.«
Dr. Maximilian Austerjost, Projektmanager Fraunhofer IMLErster Blockchain-Device-Prototyp vorgestellt

»Für Blockchain dürften sich in wenigen Jahren noch zahlreiche Anwendungsfelder herausbilden, an die heute noch gar nicht zu denken ist.«
Josef Kamphues, Teamleiter Supply Chain Management am Fraunhofer IMLGefahrguttransporte sicher und effizient organisieren
Eine zweite Neuentwicklung folgte vor wenigen Wochen, im Herbst 2021 auf dem „Zukunftskongress Logistik – 39. Dortmunder Gespräche“: Mit dem Blockchain-Device „Dragon“ lassen sich Gefahrguttransporte organisieren. Rund 4,4 Millionen Tonnen Gefahrgut reisen jährlich über Deutschlands Straßen – Tendenz steigend. Die bei jedem Transport anfallenden Begleitdokumente liegen jedoch meist nicht digital vor und werden schon gar nicht manipulations- und rechtssicher gespeichert. „Dragon“ („Device for reliable dangerous goods transport“) soll Abhilfe schaffen: Es bietet für den Gefahrgutbereich erstmals eine Lösung, um beliebige mobile Endgeräte Blockchain-fähig zu machen. So sollen zukünftig relevante Begleitdokumente aus der Blockchain abgerufen, Ereignisse kontinuierlich getrackt und sogenannte Smart Contracts ausgelöst werden. Dadurch lassen sich wiederkehrende Prozesse der Gefahrgutabwicklung automatisieren und rechtssicher speichern.