Rollende Arbeitsplätze

Lesezeit: ca. 6 Minuten
Text: Juliane Gringer
Fotos: Bischoff & Scheck

„Bischoff & Scheck“ baut auf Trailern mobile Welten auf, in denen Rennsportwagen, Tonstudios, Labore oder Turnierpferde sicher unterkommen. Der Fahrzeugbauer aus Rheinmünster erstellt dafür individuelle Konzepte mit seinen Kunden – die er schlüsselfertig für sie auf die Räder bringt.

Ein rollender Konferenzraum, ein repräsentatives Messecafé, eine sichere Transportlösung für hochsensible Hightech-Rennsportwagen oder ein komplett ausgestattetes Labor auf Rädern: In was sich ein Trailer alles verwandeln kann, zeigt das Unternehmen Bischoff & Scheck auf. Seit 25 Jahren konstruieren die Experten aus Rheinmünster unter dem Motto „Moving Ideas“ individuelle Spezialfahrzeuge, die als mobile Arbeitsplätze auf Rädern unter anderem im Rennsport und für Events genutzt werden, für medizinische Einsätze oder Expeditionen und zum Transport von Tieren oder hochsensiblen Waren.

Ausziehelemente oder Dachaufbauten vergrößern die Grundfläche

So bringen die Anfertigungen von Bischoff & Scheck, die das Unternehmen für Kunden in aller Welt herstellt, zum Beispiel ein komplettes Fernsehstudio in einem Fahrzeug unter. Mit den hochwertig ausgestatteten Horsetrucks des Unternehmens reisen Turnierpferde entspannt zu Wettkämpfen und für die Bewirtung von Gästen bauen sie eindrucksvolle Hospitalities: ganze Räume im Design der Auftraggeber, auf Wunsch mit Atrium auf mehreren Etagen und Gastro-Küche ausgestattet. Die Basis ist immer ein Trailer, teilweise werden jedoch mehrere kombiniert und mit aufwendigen Dachaufbauten verbunden. Oder die Grundfläche wird durch Ausziehelemente vergrößert, die auf Wunsch hydraulisch betrieben werden können.

„Wir machen stationäre Arbeitsumgebungen mobil“, erklärt Inhaber Bernd Bischoff das Konzept. „Für Kunden aus dem Motorsport ist es zum Beispiel extrem wichtig, dass sie in ihren Arbeitsräumen und in Bezug auf die technische Ausrüstung immer die gleichen Bedingungen haben, egal wo auf der Welt sie gerade sind.“ Wenn Fernsehteams unterwegs sind, macht es ihnen ihren Job auch sehr viel leichter, wenn sie ihre gesamte Technik nicht erst immer wieder neu aufbauen müssen. Mit einem Fahrzeug von Bischoff & Scheck bringt man alles mit, was man vor Ort braucht und findet dort alles am gewohnten Platz. So können zum Beispiel auch Arbeitsstättenrichtlinien einfacher umgesetzt werden. Und wenn ein Kunde einen mobilen Stand für Messen anfertigen lässt, wird der in der Regel langfristig genutzt – das ist nachhaltig und spart viel Zeit und Kosten.

»Wir machen stationäre Arbeitsumgebungen mobil.«

Bernd Bischoff, Inhaber von „Bischoff & Scheck“

Konstruktion auf Basis eines Baukastensystems

1997 gegründet, hat das Unternehmen am Stammsitz in Baden-Württemberg schon mehr als 400 Fahrzeuge realisiert. In der Regel sind es Einzelstücke, das Team hat jedoch ein Baukastensystem aufgebaut: „Ähnlich wie in der Automobilindustrie kombinieren wir unterschiedliche Chassis mit diversen Fahrzeugtypen“, so Bischoff. „Den Innenausbau setzen wir dann in der Regel ganz individuell um.“ Die Kundinnen und Kunden kommen meist mit einer Idee auf das Team zu, das dann mit einer Simulationssoftware ein Design entwickelt: „Dieses Grundkonzept arbeiten wir sehr detailliert aus, damit schon auf dem Reißbrett klar wird, wie das fertige Fahrzeug aussehen wird.“

Die Hospitalities sind die Königsdisziplin, erklärt Bischoff: „Das Endergebnis soll mehr an ein Gebäude erinnern als an ein Fahrzeug. Das kann einige Herausforderungen mit sich bringen.“ Sein Team und er versuchen bei diesen Projekten so viel Technik und andere Einbauten fest zu integrieren wie möglich und das Objekt dann in teilbare Größen zu bringen, die straßentransporttauglich sind. Der Produktionsprozess in den hauseigenen Hallen ist digital gesteuert. Das Unternehmen macht alles selbst: Stahlbearbeitung und Chassis-Bau, die Konstruktion der Karosserie, die Lackierung, den Innenausbau, Elektrik, Hydraulik und Pneumatik. Von der Idee bis zum fertigen Fahrzeug vergehen oft nur wenige Wochen – so können auch relativ kurzfristige Anfragen realisiert werden, etwa für eine konkrete Messe oder ein anderes Event.

BPW Achsen für hohe Festigkeit und lange Haltbarkeit

Die Produkte müssen vor allem stabil sein – Bischoff & Scheck setzt auf hochwertige Komponenten: „Wir haben deshalb von Anfang an BPW Fahrwerke gekauft“, sagt Bernd Bischoff. „Sie unterstreichen die Wertigkeit unserer Produkte und bieten die hohe Festigkeit und lange Haltbarkeit, die wir brauchen.“ Er selbst hat mit dem BPW Team schon eng zusammengearbeitet, um Modifikationen an den Fahrwerken vorzunehmen. Um mehr Innenraum für die Fahrzeuge zu gewinnen wurde beispielweise eine spezielle Kombination aus Luftfederungskomponenten und der Achse erarbeitet, die eine optimale Bauraumausnutzung gewährleistet. „Bei solchen Kooperationen erarbeiten wir nie eine ganz spezielle Lösung, die nur für einen Kunden gedacht ist, sondern legen immer Wert darauf, dass sie für all unsere Spezialanfertigungen funktioniert.“ Das hält die Variantenvielfalt der Bauteile klein, spart für die Kunden Kosten und unterstützt die Nachhaltigkeit der Produkte.

»Wir haben von Anfang an BPW Fahrwerke gekauft. Sie unterstreichen die Wertigkeit unserer Produkte und bieten die lange Haltbarkeit und hohe Festigkeit, die wir brauchen.«

Bernd Bischoff, Inhaber von „Bischoff & Scheck“

Beim Zukauf von Komponenten agiert Bischoff & Scheck als Generalunternehmer: „Wir bekommen den Komplettauftrag und setzen alles um, was für ein Fahrzeug notwendig ist.“ Was sie nicht selbst anbieten, kaufen sie zu, wie beispielsweise spezielle Medientechnik. Die wird von Bischoff & Scheck bestellt und verbaut, der Kunde bekommt das komplette Fahrzeug schlüsselfertig ausgeliefert. Auch ein umfangreicher After-Sales-Service wird mit angeboten: Teams von Bischoff & Scheck können mit den Trucks mitreisen, übernehmen Auf- und Abbau sowie die Betreuung vor Ort.

Die Erfolgsgeschichte begann mit einem Schuhkarton

Mit inzwischen über 80 Mitarbeitenden produziert Bischoff & Scheck für Kundinnen und Kunden in aller Welt. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte des Unternehmens 1997 – mit einem zerschnittenen Schuhkarton: Mit dem erklärte der erste Kunde, wie ein mobiler Marktstand aussehen sollte, den er von Volker Scheck und Bernd Bischoff bauen lassen wollte. „Er brauchte ein Fahrzeug, das er in kurzer Zeit alleine aufbauen konnte – an Stellplätzen, an denen er unter anderem Rücksicht auf einen Baum und eine Treppe nehmen musste“, erinnert sich Bernd Bischoff. Genau nach diesen Vorgaben bauten er und sein Team einen hochwertigen mobilen Stand – dem viele Spezialanfertigungen folgen sollten.

Kraftfahrzeugbaumeister Bernd Bischoff und Volker Scheck, Diplomingenieur im Fahrzeugbau, hatten sich damals mit der Idee selbstständig gemacht, Spezialfahrzeuge zu bauen, „wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte“. Sie waren zuvor beide in einer Firma angestellt, die ebenfalls im Fahrzeugbau beheimatet war – Scheck im Bereich Vertrieb, Bischoff als Betriebsleiter. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, hochwertige Fahrzeuge zu bauen und waren mit unserem Konzept so früh am Markt, dass wir wirklich innovative Dinge umsetzen konnten. Projekte mit dieser technischen Raffinesse und auch von dieser Größe gab es zuvor nicht.“

Motorsport zeigte früh Interesse

Vor allem der Motorsport zeigte schnell Interesse: „Wir haben schon früh für Red Bull, Yamaha und AMG gearbeitet“, so Bernd Bischoff. Für ihn macht einen Großteil des Erfolgs aus, dass seine Kunden nicht nur Teillösungen bekommen, sondern komplette Fahrzeuge. „Wenn man zum Fahrzeugbauer geht, aber ein anderer Dienstleister macht den Innenausbau und wieder jemand anders die Elektrik, dann gibt es viele Schnittstellen und damit viel Potenzial für Probleme. Wir waren einer der ersten Anbieter, die eine Komplettlösung anbieten konnten, und bringen entsprechend viel Erfahrung mit dem Zusammenspiel von Technik und Mobilität mit.“

Stichwort Mobilität: In Deutschland ist laut Bischoff das mobile Arbeiten und Leben noch lange nicht so verbreitet wie im Rest von Europa. „Die Holländer haben ihre Wohnmobile, die Italiener ein intensives Marktleben, in vielen Ländern gibt es fahrende Landärzte“, berichtet er. Er baut derzeit zum Beispiel an einem fahrenden Blutspendezentrum: „Gerade bei medizinischen Themen haben Mobile den Vorteil, dass sie als abgeschlossene Einheiten funktionieren und die nötigen Hygienemaßnahmen leichter durchgeführt werden können, als wenn man immer alles in unterschiedlichen Räumen neu aufbaut.“ Der Markt für solche Projekte wächst und jedes Spezialfahrzeug, das Bischoff & Scheck baut, inspiriert vielleicht zu weiteren Einsatzmöglichkeiten. Es gibt also sicher noch viele Ideen, die das Unternehmen in Zukunft in Bewegung bringen kann.

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