Text: Juliane Gringer
Fotos: T Sport Bernau
Die FIA und ETRA, der Veranstalter der European Truck Racing Championship (ETRC), setzt sich ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2038 soll die Meisterschaft netto emissionsfrei sein. Das Team T Sport Bernau wurde jetzt für sein Engagement im Klimaschutz ausgezeichnet. Im Interview mit Motionist erklärt Team- und Marketing-Managerin Melanie Derflinger, welche Maßnahmen T Sport Bernau bereits umsetzt und was noch geplant ist.
Das Truck-Racing Team T Sport Bernau, das von BPW und PE Automotive unterstützt und ausgerüstet wird, hat als erstes Goodyear-FIA-ETRC-Team einen Stern des „FIA Environmental Accreditation Programme“ verliehen bekommen. Die Fahrzeuge, mit denen Sie beim European Truck Racing starten, sind 5.300 Tonnen schwer, haben 1.200 PS, bringen 5.400 Drehmoment aufs Rad und verbrauchen entsprechend viel Kraftstoff. Wie passt das mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit zusammen?


Wir sind im ständigen Kontakt mit der FIA und unseren Promotern, behalten neue Entwicklungen im Blick und suchen nach Möglichkeiten, die wir in unserem Team noch gut umsetzen können. Ich selbst schaue derzeit verstärkt auf unseren Hospitality-Bereich. In den vergangenen zwei Jahren konnten wir aufgrund der Pandemie kein Catering an der Rennstrecke anbieten, aber das ist jetzt wieder möglich und wird auch gut angenommen. Deshalb konzentrieren wir uns gerade darauf, setzen dort beispielsweise auch Mülltrennung um und reduzieren die Menge an Abfällen. Unser Promoter wird in Kürze den CO2-Ausstoß der Meisterschaft erfassen und ihn kompensieren. Dies ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollständigen Reduzierung aller vermeidbaren Emissionen. Die FIA bereitet sich darauf vor, elektrisch angetriebene Trucks zu testen. Zudem wird auch an einem Konzept für Wasserstoff-Lkw gearbeitet. Die Herausforderungen sind denen auf der Straße ähnlich: Die Verfügbarkeit von Modellen und dem entsprechenden Energieträger muss gewährleistet sein, genauso wie die notwendige Sicherheit. Dabei haben wir einen entscheidenden Vorteil: Rennsport kann quasi unter Laborbedingungen viel früher die Vorreiterrolle übernehmen. Ich denke, bevor wir ein flächendeckendes Ladenetz auf Europas Straßen erleben, werden unsere europäischen Rennstrecken schon längst damit ausgestattet sein.

»Viele denken, die schweren Renntrucks seien allein aufgrund ihrer Größe schädlicher für die Umwelt als beispielsweise die Fahrzeuge einer Auto-Rennserie. Aber das täuscht, vor allem seit wir 100 Prozent HVO-Biodiesel fahren.«
Melanie Derflinger, Team- und Marketing-Managerin T Sport Bernau
Diese Frage hören wir oft, und viele denken, die schweren Renntrucks seien allein aufgrund ihrer Größe schädlicher für die Umwelt als beispielsweise die Fahrzeuge einer Auto-Rennserie. Aber das täuscht, vor allem seit wir mit 100 Prozent HVO-Biodiesel fahren, der bis zu 92 Prozent CO2-Emissionen sparen kann. Man muss dazu sagen, dass die FIA schon seit einigen Jahren die Abgase sehr streng kontrolliert. Wenn ein Renntruck zu stark gerußt hat, war dafür schon immer die strengste Form der Bestrafung im Rennsport regulatorisch verankert: der Ausschluss vom Rennen. Daher haben wir zum Beispiel seit diesem Jahr einen neuen Sensor im Auspuff eingebaut, damit die FIA messen kann, was wir ausstoßen. Und es gibt weitere Überlegungen, die Renntrucks noch zu optimieren. Deswegen ist die FIA sehr eng mit den Technikern und Herstellern unserer Rennserie in Kontakt. Es gibt verschiedene Überlegungen, zum Beispiel in Richtung Hybridsysteme oder Elektroachse. Wir stellen uns im Rennsport gerne als Testplattform zur Verfügung, denn es macht aufgrund unserer Vorreiterrolle wenig Sinn, wenn wir uns auf eine Technologie fokussieren, die auf der Straße keine Relevanz hat.
Wir wollen mit unserem Team einfach ein Vorbild für andere sein. Bevor man ins Tun kommt, ist der erste Schritt immer das Umdenken. Ich merke, dass viele Kolleginnen und Kollegen sich gerade an diesem Punkt befinden. Der Stern, mit dem wir ausgezeichnet wurden, hilft auf jeden Fall, sie stärker auf das Thema aufmerksam zu machen. Am Tag nach der Auszeichnung haben andere Teams direkt bei mir angerufen und gefragt, wie wir das geschafft und was wir umgesetzt haben. Ich denke also, dass sich in dieser Hinsicht in nächster Zeit bei allen viel tun wird.



»Wir begeistern jährlich über 400.000 Zuschauer vor Ort an den Rennstrecken und Millionen vor den Bildschirmen. Im Publikum sitzen auch sehr viel Berufskraftfahrerinnen und -kraftfahrer, die werktags unsere Lieferketten aufrechterhalten.«
Melanie Derflinger, Team- und Marketing-Managerin T Sport Bernau
Wir haben sehr hohe Ansprüche, aber wir sind auch realistisch. In dieser Rennserie sind einige Fahrer aktiv, die wirklich gut sind. Wenn wir unter die ersten fünf kommen, sind wir sehr zufrieden. Aber alles ist möglich: Wir könnten Europameister werden, wir könnten auf dem dritten Platz landen – oder mit zwei, drei Punkten Unterschied auf dem fünften, so ging es uns auch 2021. Das erste Rennen im Mai in Misano lief sehr gut, da waren wir bei den verschiedenen Rennen immer unter den ersten fünf. Das ist also realistisch, wir freuen uns jetzt auf die folgenden Monate und schauen mal, was die Saison so bringt. Es kommt auf eine gute Zusammenarbeit des Fahrers und der Mechaniker an der Rennstrecke an. Und ein bisschen Glück gehört natürlich auch immer dazu.
BPW berichtet auf seinen Social-Media-Kanälen, unter anderem auf Facebook und Instagram, regelmäßig über die Rennen, an denen T Sport Bernau teilnimmt.
ZUR PERSON
Melanie Derflinger ist seit fast 15 Jahren im Truck-Racing aktiv. Nach Stationen bei verschiedenen Teams in ganz Europa gründete sie mit ihrem Lebensgefährten Timothy Frost, technischer Manager und Chef-Rennmechaniker, ein eigenes Rennteam. Mit T Sport Bernau sind sie seit 2017 in der Europameisterschaft unterwegs. Derflinger übernimmt vor allem die Organisation von Veranstaltungen über das Marketing bis zur Betreuung von Partnerinnen und Partnern sowie Gästen am Rennplatz.
