Text: Juliane Gringer
Fotos: privat, Janina Gruppe, Shutterstock
Logistikerinnen und Logistiker brauchen nicht nur gute Arbeitsbedingungen und fairen Lohn. Sie wünschen sich vor allem auch mehr Wertschätzung. Hier verraten Akteurinnen und Akteure der Branche, wie sie diese mit kleinen Gesten zeigen – Gesten, die nichts oder fast nichts kosten, mit denen aber alle ganz viel gewinnen können.
Die Menschen, die in Transport und Logistik arbeiten, sind Heldinnen und Helden des Alltags: Sie sichern die Versorgung der Bevölkerung und halten die Wirtschaft am Laufen. Die Bedingungen, unter denen sie arbeiten, sind jedoch häufig nicht ideal: Vor allem die Lkw-Fahrerinnen und Lkw-fahrer stehen unter Druck, müssen besonders flexibel und schnell sein, werden an den Rampen nicht immer freundlich behandelt – und erhalten oft auch noch einen niedrigen Lohn. Diese Rahmenbedingungen müssen sich verbessern: Die Konditionen, unter denen Logistik passiert, müssen dem Wert der Leistungen, die dahinterstecken, angemessen sein. Doch neben einer fairen Bezahlung oder verlässlichen Arbeitszeiten ist vor allem auch Wertschätzung wichtig.

»Wenn etwas gut geklappt hat, sollte man das sagen.«
Joachim Fehrenkötter, Geschäftsführer der Fehrenkötter Transport & Logistik GmbH
Ein Strauß Blumen

»Der Chef muss nicht jeden Tag vor mir auf die Knie fallen, aber ein simpler Satz wie ‚Das hast du gut gemacht!‘ oder ‚Schön, dass du da bist!‘ tut einfach gut.«
Christina Scheib, BGL-Botschafterin
Joachim Fehrenkötter fragt auch selbst Fahrer und Fahrerinnen, die auf dem Hof ankommen, wie es ihnen geht, wo sie herkommen und wohin sie unterwegs sind – und dankt ihnen für ihre Arbeit. „Das sind doch ganz einfache, kleine Zeichen von Menschlichkeit“, so der Unternehmer. Er habe schon mit gestandenen Kraftfahrern gesprochen, die seit 40 Jahren auf der Straße unterwegs sind und berichten: „Ich habe bisher nie erlebt, dass sich jemand um mich kümmert oder dass es überhaupt jemanden interessiert, was ich tue oder wie es mir geht.“ Fehrenkötter ist es deshalb umso wichtiger, seinen Mitarbeitenden Wertschätzung zu zeigen.
Einfach mal mitfahren
Positive Kommunikation

»Im Freundeskreis kann man Interesse am Job zeigen und nachfragen, was er wirklich bedeutet, statt Logistikerinnen und Logistiker in eine Schublade voller Vorurteile zu stecken.«
Frauke Heistermann, Sprecherin von „Die Wirtschaftsmacher“
Regeln an den Rampen
Außerdem helfen ein guter Informationsfluss, Pünktlichkeit und klare Zuständigkeiten beim Be- und Entladen. Gerade die Zuständigkeiten sind oft nicht geklärt. „An vielen Stellen sollen die Fahrer und Fahrerinnen die Folien von den Paletten entfernen oder müssen es tun, weil schlicht niemand vor Ort ist, der das übernimmt“, weiß auch Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. Auch er appelliert an die Branche ebenso wie an die Bevölkerung, Transport und Logistik mehr Respekt zu zollen: „Die angemessene Wertschätzung der herausfordernden und unverzichtbaren Arbeit, die unsere Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer tagtäglich für Bevölkerung und Wirtschaft leisten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – die aber gerne verdrängt wird, solange die Supermarktregale voll sind. Das sollte sich dringend ändern.“

»Die angemessene Wertschätzung der herausfordernden und unverzichtbaren Arbeit, die unsere Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer tagtäglich für Bevölkerung und Wirtschaft leisten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.«
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V.
Fragen, was hilft

»Man sollte fragen, wie es den Kolleginnen und Kollegen geht, und auf die Antwort auch wirklich eingehen.«
Kerstin Fuhrmann, Expertin für beruflichen Wandel und Podcast-Host von „Gefühlt erfolgreich“
Praktische Hilfe für Vereinbarkeit

»Ich möchte wirklich jedem und jeder Einzelnen zeigen, dass sie wichtig für uns sind.«
Georg Ebeling, Inhaber der Spedition Georg Ebeling