Text: Petra Wurm
Fotos: KA-RaceIng
Einen Rennwagen bauen und damit bei einem internationalen Wettbewerb an den Start gehen? Diesen Traum können sich Studierende aus Karlsruhe erfüllen – bei KA-RaceIng, einem Verein, der zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gehört.
E-Fahrzeuge von KA-RaceIng auf Erfolgskurs
Das E-Fahrzeug kann hier besonders glänzen: „In 4 Sekunden schafft es der KIT18c mit seinem turboaufgeladenen Verbrennungsmotor von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde – sein Bruder, der KIT18e mit vier Elektromotoren, benötigt dafür sogar nur 2,5 Sekunden“, erläutert Sherif Nekkah. Der 23-jährige Student der Mechatronik und Informationstechnik war 2018 bei KA-RaceIng verantwortlich für die Hochvolt-Batterie des E-Fahrzeugs. Inzwischen ist er Teamleiter des Bereichs Autonomes Fahren und arbeitet an der Software des elektrisch angetriebenen Driverless-Rennwagens. Der hat 2018 beachtliche Erfolge eingefahren: Die Konstruktion erreichte den Gesamtsieg bei den „FS East Driverless“ in Ungarn und den zweiten Platz beim „Heimrennen“ auf dem Hockenheimring.
Für solche Erfolge muss das Gesamtpaket stimmen. Die Studierenden müssen mit ihren Fahrzeugen nicht nur auf der Rennstrecke beweisen, dass sie schnell, sicher und wendig fahren. Ihre selbst gebauten Wagen werden auch einer kritischen Prüfung von Experten unterzogen. Der Wettbewerb besteht nämlich aus zwei Disziplinen: dem dynamischen Fahren und dem statischen Teil. In das Ergebnis fließen unter anderem Design, Beschleunigung und Ausdauer ein, die Jury bewertet aber auch, inwieweit das Team die Kosten im Blick behalten und einen tragfähigen Businessplan für eine Serienfertigung entwickelt hat.
In Teamarbeit zum Ziel
Das Team von KA-RaceIng besteht aus 80 Mitgliedern: Vor allem sind es Studierende im Maschinenbau, aber auch Kommilitonen und Kommilitoninnen aus anderen Fachrichtungen wie Elektrotechnik, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen, BWL und Physik. Sie sind in mehreren Subteams organisiert, die sich beispielsweise auf Fahrwerk oder Motor konzentrieren. Jedes Teammitglied verantwortet eine bestimmte Aufgabe oder ein konkretes Bauteil. Das Team entwickelt nämlich nicht nur das komplette Chassis, sondern in Kooperation mit der Universität und Industriepartnern auch die Motoren und die Leistungselektronik. „Das tun wir nicht nur aus Kostengründen“, so Sherif Nekkah. „Wenn wir die Teile für unsere technisch sehr komplexen Fahrzeuge selbst entwickeln, können wir sie optimal auf unser Fahrzeug maßschneidern und so auch viel Gewicht sparen.“ Dank vieler Unterstützer können die Studierenden eine voll ausgestattete Werkstatt und hochwertige Materialien nutzen.
KA-RaceIng und BPW: kooperieren und profitieren
Mit Partnern wie BPW besteht zudem eine technologische Zusammenarbeit. In regelmäßigen Treffen tauschen Teammitglieder und Vertreter von BPW ihr Wissen aus, die Studierenden können alle ihre Fragen stellen. Von dieser Kooperation profitiert auch BPW, insbesondere im Bereich E-Mobilität – einem wichtigen Thema auch in der Nutzfahrzeugbranche. BPW beschäftigt sich in vielen Projekten intensiv damit und hat unter anderem die elektrische Antriebsachse eTransport entwickelt. Über die Zusammenarbeit bei KA-RaceIng hinaus gibt es regen Kontakt zwischen BPW und dem KIT: Besonders in der wachsenden Elektromobilitätssparte haben die Studierenden die Chance, sich nicht nur über Praktika zu empfehlen, sondern auch nach dem Studium direkt bei BPW einzusteigen.
KA-RaceIng entwickelt E-Rennwagen – und die Persönlichkeit
»Ich kann Studierenden, die Lust haben, etwas Praktisches zu machen, nur empfehlen, hier mitzuarbeiten. Es ist eine tolle Chance und eine wertvolle Erfahrung.«
Sherif Nekkah

»Ich kann Studierenden, die Lust haben, etwas Praktisches zu machen, nur empfehlen, hier mitzuarbeiten. Es ist eine tolle Chance und eine wertvolle Erfahrung.«
Sherif Nekkah
Ein Plus im Lebenslauf
Das KIT ist ein Zusammenschluss des Forschungszentrums Karlsruhe und der Universität Karlsruhe. Das Engagement bei dem Projekt bringt den Studierenden keine Studienleistung, es ist ein Hobby, das sie neben dem Studium betreiben. Aber der Verein wird von der Uni stark unterstützt, der Wettbewerb ist in der Industrie bekannt und die Teilnahme somit ein kleines Plus im Lebenslauf. Der zuweilen fehlende Anwendungsbezug der universitären Ausbildung lässt sich hier ausgleichen: Die Studierenden setzen Wissen in die Praxis und damit in Können um.