Effizienter Leichtbau von Fahrzeugbau Schmidt für Coil-Auflieger
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Am Gewicht gespart – nicht an der Stabilität
Dezember 2020 | Success Story
Lesezeit: ca. 4 Minuten
Text: Oliver Schönfeld
Fotos: Holger Jacoby, August Schmidt GmbH & Co. KG
Gut 20 Prozent Gewicht abspecken, und das in gerade einmal drei Monaten. Den Fahrzeugbau-Experten der August Schmidt GmbH & Co. KG aus Hagen ist dieses Kunststück gelungen: Ihr neuer Coil-Auflieger erfüllt alle Anforderungen an eine zeitgemäße Leichtbauweise, ohne dabei an Stabilität einzubüßen. Zur erfolgreichen Diät tragen zahlreiche Leichtbaukomponenten von BPW bei – von Alu-Radnaben bis zur leichten Lenkerfeder.
Trailer von August Schmidt halten und halten und halten. Für ihre Langlebigkeit sind die Konstruktionen aus dem westfälischen Hagen seit jeher bekannt. Teils befinden sich Fahrzeuge seit über 40 Jahren in Betrieb. „Wir haben den Ruf, besonders robust, aber eben auch etwas schwerer zu bauen als andere“, sagt Uwe Schmidt, der das Familienunternehmen als Geschäftsführer in vierter Generation leitet. Dabei geht es durchaus anders und leichter, wie die neueste Entwicklung aus dem eigenen Konstruktionsbüro beweist. Für einen Coil-Auflieger in Leichtbauweise haben die Techniker jedes Detail auf den Prüfstand gestellt und optimiert. Das Resultat ist ein Leergewicht von nur noch 5.980 statt ursprünglich gut 7.600 Kilogramm.
Von der Schmiederei zum Fahrzeugbau
Die Wurzeln des Familienunternehmens reichen über 150 Jahre in die Vergangenheit: August Schmidt, der Urgroßvater des heutigen Geschäftsführers Uwe Schmidt, gründete den Betrieb im 19. Jahrhundert als Schmiederei. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang der Neustart als Spezialist für den Fahrzeugbau – zunächst vor allem für Industriekunden aus dem nahen Ruhrgebiet und dem Sauerland, heute für Abnehmer aus ganz Europa. Reparatur und Service sowie das Ersatzteilgeschäft sind die weiteren Säulen des Geschäfts.
Die Wurzeln des Fahrzeugbau-Unternehmens reichen über 150 Jahre zurück. Hier eine historische Aufnahme des Fuhrparks aus den 1920er-Jahren.
Trailergewicht zugunsten der Zuladung reduzieren
Die Entstehungsgeschichte des Leichtbautrailers ist typisch dafür, wie man bei August Schmidt an den Fahrzeugbau herangeht: Enge Kontakte in den Markt und zu den Kunden liefern immer wieder neue Anstöße für die Entwicklung. „Mit unserem Spezialfahrzeugbau schaffen wir Lösungen und Mehrwert für unsere Kunden, die große Anbieter aufgrund ihrer industriellen Fertigung gar nicht realisieren können“, schildert Uwe Schmidt. In diesem Fall war die Spedition Trippler aus dem hessischen Dillenburg mit den gängigen Coil-Trailern nicht zufrieden. Die Herausforderung lautete, das Fahrzeug mit Blick auf das hohe Zuladungsgewicht möglichst leicht zu konstruieren. Gleichzeitig sollte der Trailer trotz der permanenten Belastungen nicht bereits nach wenigen Betriebsjahren in die Knie gehen. „Mit der Spedition Trippler verbindet uns eine langjährige Partnerschaft, schon unsere Väter haben eng zusammengearbeitet“, berichtet Schmidt. „Deshalb haben wir uns dieser Herausforderung besonders gerne gestellt.“
»Mit dem Spezialfahrzeugbau schaffen wir Lösungen und Mehrwerte für unsere Kunden, die große Anbieter gar nicht realisieren können.«
Uwe Schmidt, Geschäftsführer der August Schmidt GmbH & Co. KG
Alle Details auf den Prüfstand gestellt
Es folgten drei Monate intensiver Entwicklungsarbeiten und Erprobungen. Die Summe zahlreicher Detailverbesserungen führte schließlich zu der gewünschten Leichtbaukonstruktion. „Wir haben buchstäblich alles angepackt. Mit speziellem QSD-Stahl konnten wir das Chassis leichter konstruieren und gleichzeitig die gewünschte Stabilität gewährleisten“, erklärt Co-Geschäftsführer Andreas Wittke. Alle Haupt- und Querträger wurden neu ausgelegt, die Coil-Mulde in Vollaluminium ausgelegt. Selbst bei den Reifen gab es noch Raum für Optimierungen: Zum Gewichtsvergleich kamen verschiedene Fabrikate auf die Waage, um die leichteste Lösung auszuwählen.
Während der gesamten Entwicklungsphase stand der Fahrzeugbauer im engen Austausch mit dem Kunden. „Üblich ist bei uns außerdem ein Abnahmetermin nach dem Rohbau“, so Wittke. „Denn zu diesem Zeitpunkt können wir noch flexibel Anpassungen vornehmen, wenn der Kunde dies wünscht.“
Leichtbaukomponenten von BPW
Wesentliche Impulse für die Konstruktion des Leichtbautrailers kamen von BPW Bergische Achsen. Denn für die Konstruktion des Coil-Aufliegers setzte Schmidt erstmals auf die neuesten Leichtbaukomponenten aus Wiehl – von der BPW Aluminiumnabe über das Fahrwerk bis zur neuartigen Lenkerfeder BPW LightTube. Eine Einsparung von 42 Kilogramm gelingt BPW zum einen durch die Ausführung der Lenkerfeder als geschmiedetes Hohlprofil. Weitere 56 Kilogramm lassen sich im Dreiachsaggregat durch den Einbau von Aluminiumradnaben im Fahrwerk einsparen. Insgesamt wird das Dreiachsaggregat mit diesen beiden Leichtbaukomponenten 96 Kilogramm leichter. Somit leistet BPW einen wesentlichen Beitrag dazu, das Fahrzeug erfolgreich abzuspecken – ohne dafür Stabilität zu opfern.
Die Punktlast des Leichtbaufahrzeugs ist für 28 Tonnen ausgelegt. Leichtbau bedeutet aber nicht nur mehr Zuladung, sondern auch einen geringeren Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen. „Nachhaltigkeit schließt für uns zudem ein, besonders langlebig zu bauen und somit dem Kunden über die lange Nutzungsdauer Mehrwerte zu bieten. Diese Anforderungen sehen wir mit den Leichtbaukomponenten von BPW erfüllt“, unterstreicht Co-Geschäftsführer Andreas Wittke.
Eine weitere Premiere ist der Einsatz der LED-Beleuchtungstechnologie am leichten Coil-Trailer. Die kompakte 7-Funktionen-Heckleuchte von Ermax verbindet ein schlankes Design mit einer schlagfesten Lichtscheibe und der Integration aller vorgeschriebenen Steuerungen. So lässt sich die Heckleuchte mit jeder beliebigen Zugmaschine kuppeln – ohne Fehlermeldungen. Die Blinkerkontrolle funktioniert ebenso reibungslos wie die gesetzlich geforderte Bremslichtausfallkontrolle.
Vom Prototyp direkt zur Serienfertigung
Die Spedition Trippler konnte den Prototyp des Leichtbau-Coiltrailers im Frühjahr 2020 übernehmen – und war auf Anhieb vom geringen Gewicht und der Schmidt-typisch robusten Bauweise begeistert. Im November 2020 wurde bereits der vierte Auflieger seiner Art ausgeliefert, weitere Bestellungen liegen vor. Auch zwei Sonderlösungen – zum einen mit klappbarem Dach, zum anderen mit verbreiterbaren Eckungen – wurden zwischenzeitlich verwirklicht.
Mit BPW verbindet August Schmidt eine jahrzehntelange Partnerschaft. „Wir haben volles Vertrauen in die Beratung, die technischen Lösungen und die Flexibilität“, so Uwe Schmidt. Es ist eine Geschäftsbeziehung auf Gegenseitigkeit: „Vor über 20 Jahren hat August Schmidt die ersten Versuchsauflieger mit Scheibenbremsen für uns gebaut“, bestätigt BPW Vertriebsmitarbeiter Reinhard Hamm (rechts)
Jedes Fahrzeug wird bei August Schmidt fast wie in einer Manufaktur gefertigt. „Die Längsträger verarbeiten wir auf einer automatischen Schweißanlage. Ansonsten schweißen wir alles per Hand“, schildert Andreas Wittke. Ein Facharbeiter begleitet „sein“ Chassis somit über den gesamten Produktionsweg. „Mit dieser hohen Fertigungstiefe können wir die Qualität gewährleisten, die unsere Auftraggeber erwarten.“ Die rund 50 Schmidt-Mitarbeiter mit ihrer oft jahrzehntelangen Erfahrung und Kompetenz bilden somit ein wesentliches Kapital des Unternehmens, wie der Geschäftsführer betont. „Uns ist es besonders wichtig, Personal selbst auszubilden und langfristig ans Unternehmen zu binden.“ 150 Fahrzeuge rollen pro Jahr vom Hof des Unternehmens. Mehr sollen es auch nicht werden – stattdessen setzt man bei August Schmidt bewusst auf Spezialisierung und den Erfolg in der Marktnische.
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