Text: Juliane Gringer
Fotos: Shutterstock, BGL, privat
In Deutschland fehlen bereits jetzt zwischen 60.000 und 80.000 Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer. Wie gewinnt man trotzdem gute Kräfte, um freie Stellen zu besetzen? Und wie hält man sie? Wir stellen acht Ansätze aus der Praxis vor, die noch viele Unterstützerinnen und Unterstützer gebrauchen können.
1: attraktive Fahrzeuge bereitstellen
Ein moderner Fuhrpark solle die Belange der Menschen berücksichtigen, die damit unterwegs sind. Vor allem für die Langstrecke seien beispielsweise größere Kabinen ein Plus: „Natürlich haben solche Extras finanzielle Grenzen, aber die Investition kann sich schnell auszahlen – nicht zuletzt, weil die Fahrerinnen und Fahrer mit solchen Fahrzeugen in der Regel auch sorgsamer umgehen.“ Unternehmen, die gezielt mit dem Angebot werben, die Trucks individuell zuzuschneiden, haben damit bei Bewerberinnen und Bewerbern bessere Karten.
2: faire Bezahlung bieten
Ein schöner Truck allein macht aber nicht satt: Fahrerinnen und Fahrer sollten fair bezahlt werden. 3.000 Euro brutto plus Spesen sollten es laut Paul Kramer monatlich sein: „Das ist ein faires Gehalt. Als Neuling bekommt man vielleicht etwas weniger, aber unter 2.000 Euro netto würde ich nicht nach Hause gehen wollen“, spricht er Klartext. Kramer ist selbst früher Lkw gefahren, dann gründete er „Lkw-Fahrer gesucht“, ein Stellenportal für Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer. Er sagt: „Gute Arbeit muss sich im Gehalt ausdrücken.“
Auch wenn der wirtschaftliche Druck hoch ist: Eine Spedition, die ihre Fahrerinnen und Fahrer nicht fair bezahlt, hat deutlich schlechtere Chancen auf gutes Personal – und damit wieder mehr wirtschaftlichen Druck. Wenn das Budget knapp ist, schlägt Kramer zum Beispiel Bonus-Programme vor, die gute Leistungen im Transportalltag wie unfallfreies Fahren oder hohe Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit belohnen: „Davon profitieren beide Seiten.“

»Das Industriegebiet und die Hecke dürfen nicht der Standard für sanitäre Bedürfnisse werden.«
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e. V.
3: eine gute Infrastruktur unterstützen
Der Beruf verliert an Attraktivität, solange es unterwegs zu wenige oder nur ungepflegte sanitäre Anlagen gibt, die medizinische Versorgung im Notfall nicht gewährleistet ist und es an Stellplätzen mangelt. Rund 40.000 Parkplätze für Lkw fehlen in Deutschland. „Das Industriegebiet und die Hecke dürfen nicht der Standard für sanitäre Bedürfnisse werden“, so Dirk Engelhardt.
Gute Projekte gibt es bereits, und Speditionen können sie unterstützen: Gemeinsam mit vielen Unternehmen aus Industrie und Logistik hat beispielsweise die Brancheninitiative #LogistikHilft in der Pandemie Dusch- und WC-Container aufgestellt, die Fahrerinnen und Fahrer kostenlos nutzen können. BPW Bergische Achsen ist Mitinitiator und Unterstützer von #LogistikHilft. DocStop vermittelt medizinische Hilfe unterwegs: Eine kostenfreie Hotline nennt auf Nachfrage die nächstgelegene Praxis oder Klinik, an der es einen Lkw-Parkplatz gibt und Ärztinnen oder Ärzte schnell Hilfe leisten können. SaniStop widmet sich ebenfalls dem Thema sanitäre Anlagen: Speditionen, Verlader und weitere Unternehmen, die Parkplätze und Zugang zu WC und Duschen zur Verfügung stellen können, können sich bei der Initiative registrieren lassen. Es könnte mehr solcher Ansätze geben – wie wäre es zum Beispiel, wenn Supermärkte nachts ihre Parkflächen für Lkw freigeben?
4: Online-Auftritt professionell gestalten
5: ausländische Kräfte unterstützen

»Teilzeit ist in bestimmten Bereichen definitiv machbar. Leider trauen sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer jedoch nicht, solche Modelle umzusetzen.«
Christina Scheib, BGL-Botschafterin
6: mehr Frauen ans Steuer holen
7: besseren Support an der Rampe bieten

8: mit Wertschätzung gute Kräfte halten
„Helden der Lieferkette“ nennt der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL). die Menschen, die täglich auf den Straßen unterwegs sind und damit Transport und Logistik erst möglich machen. Mit einer gleichnamigen Initiative wirbt er für mehr Wertschätzung für den Beruf. BWVL-Hauptgeschäftsführer Markus Olligschläger erklärt: „Auch sie gehören zu unseren Rettern und Retterinnen in der Not. Sie verdienen den gleichen Respekt und die gleiche Wertschätzung wie beispielsweise Ärztinnen, Pfleger, die Müllabfuhr und die Polizei.“ Auch PROFI, die Initiative „Pro Fahrer-Image“, setzt sich für dieses Thema ein, genau wie für bessere Arbeitsbedingungen eine generelle Aufwertung des Images der Logistik. BPW gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. Ralf Merkelbach, Leiter Key Account Management bei BPW, erklärt, wie wichtig es ist, Transport ganzheitlich zu betrachten: „Wir als Unternehmen rücken neben den Fahrzeugen alle Beteiligten, Disponentinnen und Disponenten genauso wie Fahrerinnen und Fahrer, in den Fokus. Wir möchten deren Image verbessern und ganz klar machen, dass sie nicht nur am Steuer sitzen, sondern vielfältige Aufgaben übernehmen. Für uns ist ganz wichtig, dass der Beruf Zukunft hat. Deswegen müssen wir ganz klar aufzeigen, was die Fahrerinnen und Fahrer für uns tun.“
Hallo.
Ich bleibe in der Türkei und habe viele verschiedene europäische Länder zu unterschiedlichen Zeiten bereist.
Zu den Transportvorschriften in Deutschland oder den Fahrergebühren kann ich nichts sagen.
Die Polizei ist ein angesehener Beruf, sie schützt Ihr Leben und Ihr Eigentum.
Arzt zu sein ist ein angesehener Beruf, dem Sie Ihre Gesundheit und Ihr Leben anvertrauen.
Du übergibst dein gesamtes Kapital an einen Ingenieur, damit er für dich Profit macht.
Ihre Kinder, die für einen Lehrer Ihre Zukunft sind, dafür gibt es viele Beispiele.
Aber es gibt einen Beruf, wo all diese wertvollen Dinge geliefert werden, Fahrer.
Verdienen diese sehr angesehenen Fachleute, an die all die schönen und wertvollen geliefert werden, so viel wie die Berufe, die ich oben erwähnt habe?
Nein in meinem Land.
Wir haben sogar ein Sprichwort.
¨ dem Fahrer wird nicht einmal ein Mädchen gegeben ¨
Hoffentlich sind das nur wir.
Es ist mir egal, wer mich respektiert, ich respektiere zuerst mich selbst.
Weil ich den respektabelsten Job mache.
Ich bin LKW-Fahrer.
Kenan Pehlivanoglu.
Kenan Pehlivanoğlu.
1977 habe ich privat den Lkw-Schein erworben. Zwei Jahre später konnte ich mit Genehmigung der IHK-Bielefeld den BKF in Fortbildung machen statt nach vier Jahren Fahrpraxis. Weil, ich war vorher als Berufsschullehrer tätig und die IHK suchte Lehrpersonal.
Dafür brauchte ich den Industriemeister Kraftverkehr. Den habe ich 1986 bekommen. Danach habe ich mich rings um in den Transporteursverbänden beworben. Die Idee war: sie stellen 13 BKF-Azubis ein und ich bilde die auf Staatskosten aus.
Nicht eine Antwort habe ich bekommen.
Heute bin ich der Ansicht, das Projekt BKF-Facharbeiter-Ausbildung kann eingestellt werden. Es hat nie funktioniert. Genau so, wie es in Deutschland keine Schiffsmechaniker für Hochsee-Schiffe mehr gibt, brauchen wir auch keine BKF. Denn die hiesigen Fuhrunternehmer haben seit 1973 (Erlass der BKF-Ausbildungsordnung) nur dann ein Interesse an der Ausbildung gezeigt, wenn der Staat (die Arbeitsagentur) die Ausbildung bezahlte. Wenn der das nicht mehr bezahlte (siehe BDF-Ausbildungszentrum Schwalbach-Schöffengrund in den 80er Jahren), war die Ausbildung tot.
Wir sollten einfach für die Zukunft annehmen, dass Berufskraftfahrer wie Schiffsmechaniker im Ausland angeheuert werden und der Beruf BKF für hier lebende Menschen nur in ein finanzielles Desaster führt, spätestens beim Renteneintritt. Denn unsere (Pauschal-) Löhne sind auf dem Niveau von 1980.
Die Längenbegrenzungen für Zugmaschinen sollten sofort fallen. Die Hauben LKW bieten ein vielfaches der Sicherheit eines Assistenten der nicht funktioniert. Wenn dann noch Fahrerhauslängen dazu kommen in denen man mit 1,9m Körpergrösse aufrecht sitzen kann, sind wir ein Stück weiter. Dann brauchen wir ein sofortiges Zulassungsverbot für Dieselbetriebene Kühlaggregate, damit sich alle Fahrer in RUHE ausschlafen können.
Den Artikel lesen nur Fahrerinnen und Fahrer weil sie es interessiert 🤔 der Politik geht es am Ar… vorbei
Ein Bild mit 20 zig Lkw und einem Fahrer mit einem Pfeil drauf wir brauchen dich würden mehre zum Denken bringen
Abschaffung der sogenannten ‚ Schichtzeit‘,Schulungen für Disponenten bezüglich Arbeitszeit und deren Einhaltung sind auch händeringend notwendig.
Dem Artikel kann man voll und ganz zustimmen.
Was auch noch ein großes Problem ist, das man so ziemlich in allen Gewerbegebieten nur noch Parkverbotsschilder vorfindet oder die Parktaschen durch dicke Findlinge verkleinert werden.
Die netten Damen und Herren vom Ordnungsamt warten da dann meist schon auf Ihr Opfer 😡
Ich finde das eine Riesen Sauerei !
11,
Einheitslohn für alle, 20 € die Stunde, ohne Ausnahme!!!!
12 ,. Alle Module sofort für die nächsten 5 Jahre aussetzen.
Dann fahren auch die Rentner wieder und andere.
Das heißt sofort 5000 Fahrer wieder zur Verfügung.
Punkt. !!!!!!!
Mfg.
Mit den Modulen ist Blödsinn! Lasst die Rentner auch Rentner sein. Die sollen auch noch was vom Leben haben und nicht bis zu Tod arbeiten. Ein allgemeinverbindlicher Mindestlohn von 20,-€ Stunde, auch für die ganze Ostblockfahrer die hier rum kutschen, der dann auch knallhart durchgesetzt wird wäre schon mal ein Anfang!
Aber solange der deutsche Staat über DB/Schenker und DHL an den schlecht bezahlten Fahrern fleißig mit verdient, besteht doch von der Seite gar kein Interesse daran! Und wer 3000,-€ Brutto am besten noch im Fernverkehr als fairen Lohn ansieht, sorry aber der hat den Schuss nicht gehört.
Unter 2000,-€ Netto würde ich nicht heim gehen wollen? Wo lebt dieser Mensch! Bei 2000,-€ gehen schon 1000,-€ Miete ab! Das hat nichts mit Leben zu tun, das reicht kaum zum überleben, geschweige denn mit Familie. Wahnsinn…