Der große Endspurt

Lesezeit: ca. 3 Minuten
Text: Juliane Gringer
Fotos: Shutterstock, UPS

Die Pandemie hat das Einkaufsverhalten der Verbraucher dauerhaft verändert: In Lockdown-Zeiten kauften die Deutschen deutlich mehr online – und viele wollen dabei bleiben. Das pusht die klassische Hochsaison zum Jahresende mit Weihnachtsgeschäft, Black Friday und Co. noch stärker. Paketdienstleister wie UPS bereiten sich umso gründlicher auf diese Zeit vor.

Sie beginnt bereits Ende Oktober und mit dem Black Friday Ende November hat sie einen ihrer Höhepunkte: die „Peak Season“ des Online-Handels, in der besonders viele Menschen, die auf der Suche nach Geschenken oder Schnäppchen sind, in den digitalen Shops einkaufen. Diese buhlen mit großen Rabattaktionen rund um „Cyber Monday“ und „Black Week“ um die Gunst der Kundinnen und Kunden. Allein am Black Friday 2020 wurden in Deutschland laut „Trusted Shops“ rund drei Millionen Bestellungen getätigt – 32 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Direkt danach geht es weiter mit dem Weihnachtsgeschäft. Und wer bringt die Geschenke? Der Paketzusteller! Die Dienstleister haben sich seit Monaten auf den großen Endspurt zum Jahresende vorbereitet – der nach fast zwei Jahren Pandemie noch intensiver ausfallen dürfte als ohnehin schon.

Online-Handel hat in der Pandemie viele neue Kunden gewonnen

„2021 ist ein außergewöhnliches Jahr“, erklärt André Stein, Personaldirektor von UPS in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Das Paketvolumen hat schon während der Lockdowns Dimensionen erreicht, die wir sonst nur aus dem Weihnachtsgeschäft kennen.“ 2020 wurden laut dem Bundesverband Paket und Expresslogistik e.V. in Deutschland 400 Millionen Sendungen mehr verschickt als im Vorjahr – ein sprunghafter Anstieg um 10,9 Prozent auf 4,05 Milliarden. Wer schon vor den Lockdowns gewohnt war, online zu kaufen, hat es in der Regel noch häufiger getan. Viele stationäre Geschäfte mussten schließen oder waren teilweise nur eingeschränkt zugänglich. Etliche von ihnen haben Online-Shops neu eröffnet – und behalten sie im Rahmen einer Multi-Channel-Strategie auch bei. So konnte der Online-Handel auch viele neue Kunden gewinnen, die zuvor noch nie oder nur selten im Netz eingekauft hatten. Üblicherweise ist das dritte Quartal saisonbedingt das schwächste des Jahres – 2021 dagegen sind die Umsätze laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. im interaktiven Handel von Juli bis Oktober deutlich gestiegen: um 14,3 Prozent auf 22,467 Milliarden Euro. Für den E-Commerce war es damit das wachstumsstärkste dritte Quartal seit fünf Jahren.

Konsumverhalten ändert sich dauerhaft

„Wir gehen davon aus, dass sich das Konsumverhalten durch die Pandemie dauerhaft verändert und die Menge der Paketsendungen weiterhin steigen wird“, sagt André Stein. Das belegt auch eine europaweite Studie des Unternehmens: 15 Prozent der Befragten möchten ihre Einkäufe, auch von Lebensmitteln, nach der Pandemie vollständig oder überwiegend online erledigen. Zuvor waren es 10 Prozent, während der Pandemie 33 Prozent. 48 Prozent sagen, dass sie vor allem wegen des Komforts, die Ware geliefert zu bekommen, auch nach der Pandemie vermehrt online einkaufen wollen. „Deshalb haben wir 2021 auch besonders früh damit begonnen, uns auf die Peak Season am Jahresende vorzubereiten, und werden viele Maßnahmen dauerhaft erhalten“, so Stein. Alle Teams im Unternehmen schöpfen dabei aus der Erfahrung, die sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgebaut haben – sowohl hinsichtlich der Planung der Touren als auch bezüglich des benötigten Equipments, der Gebäudekapazitäten oder aller operationellen Abläufe. UPS erweitert stetig seinen Fuhrpark und leiht teilweise auch zusätzliche Wagen. Die Flotte mit den braunen Zustellfahrzeugen des Dienstleisters ist bis 7,5 Tonnen ausgelegt: „Wir haben Platz und nutzen den Raum in den Fahrzeugen bis in den letzten Kubikzentimeter aus.“

»Wir gehen davon aus, dass sich das Konsumverhalten durch die Pandemie dauerhaft verändert hat und die Menge der Paketsendungen weiterhin steigen wird.«

André Stein, Personaldirektor UPS Deutschland, Österreich und Schweiz

Die Menschen auf den letzten Metern entscheiden

Letztlich entscheidet sich jedoch mit den Menschen auf den letzten Metern der letzten Meile, ob die Pakete wirklich ankommen: Die Zusteller besetzen eine der wichtigsten Rollen in der Lieferkette. „Im Jahr 2021 schaffen wir 600 zusätzliche Vollzeitstellen, gehen von 3.350 eigenen Paketzustellern auf 3.950“, sagt André Stein. „500 dieser Stellen sollen dauerhaft erhalten bleiben.“ Schon im Januar haben seine Teams begonnen, die neuen Kolleginnen und Kollegen einzuarbeiten, pro Monat trainieren jeweils rund 50 von ihnen im firmeneigenen Trainingszentrum, lernen alle Abläufe kennen und bauen Arbeitsroutinen auf. Auch die Sortierung des Unternehmens wird in der Zeit von Oktober bis Weihnachten um rund 1.200 Teilzeitkräfte verstärkt, die dort sowie in den Be- und Entladestationen helfen. „Dabei gibt es auch für diese zusätzlichen Weihnachtshelfer eine klare Perspektive auf eine unbefristete Anstellung“, ergänzt Stein, „denn der Paketmarkt boomt weiter.“ Knapp 300 Frauen und Männer steigen zudem mit in Zustellfahrzeuge ein und unterstützen die Stammfahrer. Dabei kann es sich auch um UPS-Mitarbeiter handeln. Denn an den intensivsten Tagen im Dezember springen UPS -Beschäftigte aus anderen Abteilungen des Unternehmens ein und unterstützen in allen Teilen der Paketoperation, das heißt bei der Sortierung, der Be- und Entladung und der Zustellung. Um die hauptamtlichen Zusteller zu entlasten, bekommen Mitarbeiter mit Firmenwagen Pakete in ihr Fahrzeug geladen und bringen sie dann bisweilen in entlegene Ortschaften. Und UPS wirbt um Verwandte und Bekannte der Belegschaft als Helfer: „So kommt es schon mal vor, dass der Vater mit dem Sohn auf Tour geht, um Pakete zuzustellen“, so André Stein.

Mit Nachhaltigkeit Mitarbeiter gewinnen

Auf dem derzeit sehr angespannten Arbeitsmarkt ist es nicht einfach, neue Kräfte zu finden. UPS sucht per Social Media um Angestellte und hat unter anderem ein Programm gestartet, bei dem Beschäftigte eine Prämie für die Empfehlung neuer Kollegen bekommen. Auch das Thema Nachhaltigkeit kann in der Gewinnung von Arbeitskräften ein wichtiges Argument sein: „Wir setzen stark auf Elektro-Mobilität auf der letzten Meile. 2007 haben wir die ersten E-Zustellfahrzeuge eingesetzt, rüsten seit 2010 in Deutschland gebrauchte Dieselfahrzeuge um. Auch Fahrzeuge mit Erdgas-Antrieb gehören zur Fahrzeugflotte“, so Stein. Bis 2025 sollen unter anderem 40 Prozent der weltweiten UPS-Flotte von alternativen Kraftstoffen und neuen Technologien angetrieben werden. Um die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, arbeitet das Unternehmen mit Herstellern zusammen und erprobt neue Technologien. So können Erfahrungen aus der Praxis bei deren Weiterentwicklung helfen. In Köln hat das Unternehmen beispielsweise ein 7,5-Tonnen-Elektrofahrzeug getestet: Der umgebaute Dieselwagen ist mit der elektrischen Antriebsachse eTransport des Unternehmens BPW Bergische Achsen KG ausgestattet. In 30 Städten deutschlandweit hat UPS zudem bereits City-Logistik-Projekte realisiert, bei denen die Pakete in einem Mikrodepot in den Innenstädten abgeladen und von dort mit Lastenrädern – mit und ohne elektrische Unterstützung – abgasfrei zugestellt werden. „Das bedeutet, dass wir auch bei der Paketzustellung vielfältige Arbeitsplätze bieten können“, so Stein. „Der Job als Zusteller im großen braunen Fahrzeug bedeutet einen anderen Alltag als der auf dem Lastenrad.“

Mehr Parkflächen schaffen – und sie frei halten

Ob 7,5-Tonner oder Lastenrad: In der Peak Season ist es für die Zusteller der Paketdienste umso wichtiger, dass sie in der Stadt ungehindert vorankommen, parken und ausladen können. „Wir würden uns wünschen, dass noch mehr Parkflächen für Lieferfahrzeuge geschaffen und auch wirklich frei gehalten werden“, sagt André Stein. „Für uns ist aber beispielsweise auch wichtig, dass unsere Mitarbeiter gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Wir können nur Jobs schaffen, wenn sie auch gut erreichbar sind – und das möglichst rund um die Uhr. Denn für unseren 24/7-Job brauchen wir auch 24/7-Verkehrsanbindungen.“ Das ganze Jahr über sind die Paketdiensleister im Einsatz, auch an halben Feiertagen wie Heiligabend. Der 24. Dezember fällt 2021 auf einen Freitag. Auch an diesem Tag werden noch Express-Sendungen , die eine Zustellzeit bis 12 Uhr haben, ausgeliefert – danach übernehmen Weihnachtsmann, Christkind und Co.

»Wir können nur Jobs schaffen, wenn sie auch gut erreichbar sind – und das möglichst rund um die Uhr. Denn für unseren 24/7-Job brauchen wir auch 24/7-Verkehrsanbindungen.«

André Stein, Personaldirektor UPS Deutschland, Österreich und Schweiz

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