Unternehmerin Ramona Sabelus hilft Kraftfahrern mit dem Verein „Trucker in Not“. – motionist

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„Meine Fahrer haben einen großen Anteil am Unternehmenserfolg“
März 2021 | Logistics Hero

Lesezeit: ca. 5 Minuten
Text: Juliane Gringer
Fotos: Heiko Matting Photography, privat

Unternehmerin Ramona Sabelus engagiert sich mit einem eigenen Verein für Berufskraftfahrer, die unverschuldet in eine schwierige Situation geraten sind: Bei „Trucker in Not“ können sie unbürokratisch finanzielle Hilfe beantragen. Sabelus will den Fahrern damit die Wertschätzung geben, die sie mit ihrer wichtigen und anspruchsvollen Tätigkeit verdienen.

„Ich muss etwas für die Fahrer machen.“ Dieser Gedanke begleitete Ramona Sabelus schon lange. „Vor allem wenn sie krank werden, stehen sie oft ganz alleine da“, so die Geschäftsführerin von RS MediTrans und der Walter Schmidt Spedition aus dem brandenburgischen Wildau. „Ich habe mehrere Beispiele erlebt, die wirklich aufwühlend waren.“ So verletzte sich einer ihrer Mitarbeiter bei einem Sturz von der Ladefläche. Als er einen speziellen Sitz für sein Fahrzeug beantragte, um schmerzfrei seinen Job weiter ausüben zu können, habe die Berufsgenossenschaft sich zunächst „extrem gewunden“ – und schließlich eine Förderung abgelehnt. „Das hat mich richtig sauer gemacht“, erklärt die Unternehmerin. „Ich sage es mal ganz deutlich: Diese Menschen fahren sich für uns alle auf der Straße ihren Hintern weg. Sie sind Tag und Nacht unterwegs. Und dann werden sie an den Rampen teilweise abschätzig behandelt – das ist eine Schande. Wir dürfen nicht vergessen, dass Kraftfahrer auf hochmodernen Arbeitsplätzen sitzen und einfach einen sehr wichtigen Job machen. Dafür wollte ich mich bei ihnen bedanken.“

»Ich sage es mal ganz deutlich: Diese Menschen fahren sich für uns alle auf der Straße ihren Hintern weg.«
Ramona Sabelus, Initiatiorin von Trucker in Not e. V.

Spenden statt Geschenke

Als Spedition sei ihr Unternehmen ohne die Kolleginnen und Kollegen hinterm Steuer nicht funktionsfähig: „Ich allein kann mit meinen Ideen und meinem Geschick nichts erreichen, wenn ich keine guten Fahrer habe.“ Der Wert einer Firma bestimme sich eben nicht nur nach der Größe und anhand der Umsatzzahlen. Entscheidend seien vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung. „Eine Reinigungskraft ist nicht weniger wert als jemand in der Chefetage“, so Sabelus. Vor einigen Jahren nahm sie einen runden Geburtstag zum Anlass, die Idee von der schnellen, unbürokratischen Hilfe für Berufskraftfahrer Wirklichkeit werden zu lassen: Sie sagte all ihren Gratulanten, dass sie sich keine persönlichen Geschenke wünsche, und bat stattdessen um Spenden für ein Hilfsprojekt. So konnte sie mit 2.000 Euro Startkapital im Jahr 2015 den Verein „Trucker in Not“ gründen.
Die Unternehmerin engagiert sich schon seit Anfang der 1990er-Jahre ehrenamtlich, unter anderem als Präsidentin des Landesverbandes des Berliner und Brandenburger Verkehrsgewerbes (LBBV). Die Gründung von „Trucker in Not“ war deshalb ein naheliegender Gedanke. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sich viele Vorstandsmitglieder ebenso wie Freunde und Bekannte entschieden haben, den Verein zu unterstützen. Die Mitgliedschaft kostet auch nur 60 Euro pro Jahr, das kann fast jeder aufbringen.“ Aus den Mitglieds- und Förderbeträgen finanziert der Verein die Hilfen. Fahrer, die in eine Notsituation geraten sind, können einen Antrag stellen: Bewilligt werden Zuschüsse von bis zu 500 Euro für dringend benötigte Hilfsmittel. So konnte „Trucker in Not“ beispielsweise schon den Kauf eines Reha-Betts für einen krebskranken Fahrer sowie den Einbau einer bodentiefen Dusche in der Wohnung eines Mannes unterstützen, der nach einem Betriebsunfall querschnittsgelähmt ist. Und manchmal ist es ein Laptop, der bei langer Krankheit hilft, den Kontakt zur Außenwelt zu halten.

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Unternehmertum im Blut

Ramona Sabelus ist in einer Unternehmerfamilie groß geworden, in der sie als sechstes Kind zur Welt kam. Nach einer Lehre und anschließendem Betriebswirtschaftsstudium übernahm sie 1991 den Betrieb von ihrem Vater – das damalige Fuhrunternehmen Walter Schmidt. „In der ehemaligen DDR hatte man als Kommissionspartner eines Werkes feste Aufträge. Nach dem Mauerfall war das plötzlich vorbei. Man musste fortan anders denken, rechnen und planen, daher wollte mein Vater die Firma der jungen Generation überlassen.“ Mit Mitte 20 übernahm sie die Leitung, vergrößerte die Spedition, stellte Fahrer ein und kaufte neue Fahrzeuge.
Dann wurde das Unternehmen Abfertigungsspediteur für die Wildauer Schmiede- und Kurbelwellentechnik GmbH: „Wir übernehmen dort bis heute den kompletten Versand über Land, Luft, See und per Kurier“, erklärt Ramona Sabelus. Und bald bekam sie eine Anfrage des Gesundheitskonzerns Fresenius: Die neuen Bundesländer wurden als Logistikgebiet ausgeschrieben. „Mein Vater war dagegen, das in die Firma zu integrieren, weil wir ein reiner Sattelspediteur sind“, erinnert sie sich. „Doch ich wollte das unbedingt machen. Ich gab ein Angebot ab, gewann die Ausschreibung und gründete dann 1999 eine weitere Firma: RS MediTrans.“

„Klasse setzt sich durch“

Zwei Firmen zu leiten bedeutet eine enorme Arbeitsbelastung für die Unternehmerin. „Daher habe ich mein Team vergrößert, und auch mein Sohn Daniel ist in die Firma eingestiegen.“ Er ist seit drei Jahren stellvertretender Geschäftsführer der Spedition Walter Schmidt. Die familiäre Unterstützung gibt Ramona Sabelus auch mehr Raum für ihre Ehrenämter.
Dass sie als Frau an der Spitze eines Unternehmens in der Transportbranche nach wie vor eine Ausnahme ist, spielt für sie selbst kaum eine Rolle. „Ich bin überzeugt, dass auch eine Frau in einer Spedition sicher einen Job bekommt, wenn sie fachlich gut aufgestellt ist. Bei uns im Unternehmen arbeiten viele Frauen, zum Beispiel meine Dispositionsleiterin“, berichtet sie. „Klar, man sieht wenige Frauen in der Branche, und sicher müssen sie sich durchaus etwas mehr behaupten. Ich halte aber nicht viel von der Quote, denn ich glaube nicht, dass Frauen bevorteilt werden müssen. Ich sage immer: Klasse setzt sich durch.“

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Arbeitsalltag von Berufskraftfahrern ist herausfordernd

Die Unternehmerin macht immer wieder deutlich, wie herausfordernd der Arbeitsalltag von Berufskraftfahrern häufig ist: „Meine Leute sind draußen bei Tag und Nacht, bei Sturm und Schnee unterwegs. Sie müssen oft an den Rampen schlafen – und auch bei starker Hitze gibt es da meist keinen Schattenplatz.“ Unterwegs saubere Toiletten zu finden, günstigen Kaffee oder gesunde Mahlzeiten, das sei ebenfalls schwierig. „Fahrer sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Wer zum Beispiel am Schreibtisch arbeitet und krank wird, legt den Stift weg, geht nach Hause und ins Bett. Das kann ein Fahrer nicht – der muss weiterfahren oder sich im Ernstfall unterwegs Hilfe holen“, so Sabelus.

Fahrer haben großen Anteil am Firmenerfolg

In ihren beiden Unternehmen sind viele Fahrer schon sehr lange dabei. „Sie haben immer zu mir gestanden, und ich stehe auch zu ihnen. Ich bin mir sehr bewusst, welch großen Anteil sie am Erfolg unserer Firmen haben. Und auch deshalb möchte ich für sie da sein, wenn sie Hilfe brauchen“, so Sabelus. Sie ist überzeugt, dass sie diese Einstellung von ihrem Vater geerbt hat: „Der hat diese alten Werte bewusst gelebt.“ Nun wünscht sich die Unternehmerin, dass das Angebot von „Trucker in Not“ sich noch mehr herumspricht. „Wir sagen immer: Wenn ihr jemanden kennt, der Probleme hat, dann gebt ihm unsere Nummer, und er kann sich jederzeit melden.“
Und sie hat noch eine Idee: Sie möchte einen Treffpunkt schaffen, an dem sich Fahrer, die durch ihren Job erkrankt sind oder eine Behinderung haben, mit gesunden Kollegen treffen und austauschen können. „Da könnte dann zum Beispiel auch mal ein Vertreter von einem Nutzfahrzeughersteller dazukommen und von neuesten Entwicklungen berichten – einfach damit die Fahrer, die nicht mehr arbeiten, sich immer noch zugehörig fühlen.“
Derzeit baut Ramona Sabelus eine eigene Logistikimmobilie. Dort hat sie schon einen Raum eingeplant, in dem die Fahrer in angenehmer Atmosphäre warten und bei Bedarf auch übernachten können. „Der Raum ist mit Klimaanlage, WLAN und Fernsehanschluss ausgestattet.“ Denn meistens braucht man gar nicht viel, um sich wohlzufühlen: „Die Kollegen finden dort etwas Ruhe und eine Dusche, können ein Fußballspiel anschauen oder sich nach der Arbeit noch ein bisschen ausruhen – einfach einen normalen Feierabend verbringen.“

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